Donnerstag, 29. November 2012

Gabriele Breuer: Die Seiltänzerin

Bewertung: *****

Alessandra gehört dem fahrenden Volk der Gabriellas an, das von Jahrmarkt zu Jahrmarkt reist um dort ihre Kunststücke vorzuführen. Alessandra beherrscht die Kunst des Seiltanzes und geht der Kräuterfrau Sanchari zur Hand.
Als Sanchari und sie im Wald einen verletzten Ritter finden, kümmern sie sich um ihn obwohl dies bei ihrem Volk nicht gern gesehen ist.
Ritter Simon von Ravenstein wird wieder gesund und von seinen Leuten gefunden. Doch Alessandra kann den jungen Ritter nicht vergessen ...

"Die Seiltänzerin" von Gabriele Breuer hat mich gut unterhalten, scheint jedoch nicht sonderlich aufwendig recherchiert zu sein. An vielen Kleinigkeiten (wie z.B. einem in Zucker gewälzten Krapfen, den Alessandra auf dem Markt geschenkt bekommt) fällt auf, dass hier einiges nicht historisch korrekt ist (Zucker war zu dieser Zeit ein für die einfache Bevölkerung unerschwingliches Luxusgut). Man sollte dieses Buch daher nicht unbedingt als Zeugnis über das Leben im 15. Jahrhundert verstehen, sondern als die leichte Unterhaltung die es ist.
Zu Beginn wirkt der Schreibstil der Autorin Gabriele Breuer noch ein wenig schwerfällig. Diese Last legt sie jedoch im Verlauf des Romans immer weiter ab, so dass ihre Erzählungen flüssiger und leichter wirken. Für ein Erstlingswerk ist das also durchaus akzeptabel.
Ein wenig schade finde ich es, dass das fahrende Volk nicht wirklich im Vordergrund steht und mit Alessandra auch keine Hauptfigur das Geschehen bestimmt, die stolz auf ihre Herkunft ist. Ganz im Gegenteil habe ich den Eindruck gewonnen, dass es Alessandra sehr leicht fällt ihre Familie und ihren Glauben aufzugeben, solange sie daraus einen Vorteil hat. Natürlich kann man es auch so sehen, dass sie für ihre große Liebe bereit ist Opfer zu bringen. Auch fand ich es nicht schlüssig, dass Alessandra nach wenigen Stunden Unterweisung in der Lage ist, die Aufgabe einer Kräuterfrau wahrzunehmen.
Eine Identifizierung mit Alessandra fällt mir nicht leicht. Ritter Simon wirkt auf mich in seinem Wesen klarer und nachvollziehbar.
Kernpunkt der Geschichte bildet eindeutig die Liebesgeschichte zwischen Simon und Alessandra, die von den Merkmalen her auch nicht unbedingt einzigartig ist und durchaus auch in eine andere Zeit oder an einen anderen Ort verlagert werden könnte.
Insgesamt bietet "Die Seiltänzerin" jedoch einige unterhaltsame Stunden und wer hier nicht mit zu hohem Anspruch herantritt, sollte auch nicht enttäuscht werden.


Und hier kann man das Buch kaufen: Gabriele Breuer: Die Seiltänzerin

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