Freitag, 10. Oktober 2014

Jussi Adler-Olsen: Erwartung - Der Marco-Effekt

Marco ist fünfzehn und hasst sein Leben in einem Clan,dessen Mitglieder von ihrem gewalttätigen und zynischen Anführer Zola in die Kriminalität gezwungen werden. Als er sein Sklavendasein nicht mehr aushält und flieht, stößt er ganz in der Nähe von Zolas Wohnsitz auf eine Männerleiche …
Die Suche nach dem Mörder führt Carl, Assad, Rose und Gordon, den Neuen im Sonderdezernat Q, tief hinein in das Netzwerk der Kopenhagener Unterwelt, in den Sumpf von Korruption und schweren Verbrechen in Politik und Finanzwelt- und sie zieht Kreise bis in den afrikanischen Dschungel.

"Erwartung - Der Marco-Effekt" ist der fünfte Teil der Reihe rund um Carl Mørck und sein Team.
Die bisherige Reihenfolge lautet:
- Erbarmen
- Schändung
- Erlösung
- Verachtung
- Erwartung
In diesem Buch steht jedoch das Dezernat Q weniger im Mittelpunkt als noch in den vorherigen Büchern. Da das Buch recht dick ist, kommt man als Leser immer noch auf seine Kosten was Neuigkeiten rund um das Team von Carl, Assad und Rose betrifft, doch die eigentliche Hauptfigur ist diesmal Marco, aus dessen Perspektive auch weite Teile des Buches erzählt werden. Mir ging Marcos Geschichte sehr nahe und ich fand die ganzen Zusammenhänge sehr interessant. Der Autor hat hier viel Fingerspitzengefühl bewiesen, und eine gute Mischung aus realistischen Schilderungen, spannenden Szenen und Entwicklung der Figuren gezeigt. Die Handlungsfäden verknüpfen sich erst nach und nach zu einem Gesamtbild und zuvor fragt sich der Leser doch das eine oder andere mal, was die verschiedenen Personen miteinander zu tun haben. Mir hat jedenfalls besonders gut gefallen, dass hier nicht nur ein einfacher Kriminalfall im Vordergrund steht, sondern verschiedene Blickwinkel gezeigt werden und auch organisiertes Verbrechen und Wirtschaftskriminalität mit einbezogen wurde.
Empfehlen kann ich "Erwartung" auf jeden Fall an alle Leser die die Ereignisse rund um das Sonderdezernat Q weiter verfolgen wollen, aber auch an Leser die mehr von einem Thriller erwarten als einen Mordfall.

So habe ich bewertet:



Und hier kann man das Buch kaufen: Jussi Adler-Olsen: Erwartung - Der Marco-Effekt

Donnerstag, 9. Oktober 2014

KW41/2014 - Buchverlosung der Woche - Eragon.Die Weisheit des Feuers von Christopher Paolini

Diese Woche gibt es bei mir wieder ein Buch zu gewinnen! 

Ich verlose den Fantasyroman "Eragon - Die Weisheit des Feuers" von Christopher Paolini
Die Schlacht auf den brennenden Steppen haben die Rebellen gewonnen – und wieder brauen sich die dunklen Wolken des Krieges über Alagaësia zusammen. Galbatorix und seine Armee warten nur auf den geeigneten Zeitpunkt für einen Vergeltungsschlag. Varden, Elfen und Zwerge brauchen Eragons magische Fähigkeiten so dringend wie nie zuvor, aber der Drachenreiter hat den Schwur, den er seinem Cousin Roran gab, nicht vergessen: Im Helgrind, dem Unterschlupf der grausamen Ra’zac, wartet Rorans geliebte Katrina auf ihre Rettung. Ungeahnte Gefahren lauern dort, doch sie sind erst der Beginn einer abenteuerlichen Reise, die Eragon und seinen Drachen Saphira bis über die Grenzen des Königreichs führt."  

Es handelt sich natürlich um ein neues und ungelesenes Buch. Das Buch hat jedoch einen Mängelexemplarstempel im unteren Seitenschnitt.

Aus Kostengründen bitte ich um Verständnis, dass ich nur an Adressen in Deutschland versende!

Hinterlasst mir hier einen Kommentar oder schreibt eine E-Mail an: es.deh(at)gmx.de wenn ihr in den Lostopf möchtet. Es ist auch möglich hier anonym Kommentare zu hinterlassen, aber auch in diesem Fall muss mindestens ein Name angegeben werden. Pro Person gibt es nur ein Los, bitte macht daher kenntlich, wenn ihr bereits auf einem anderen Weg teilgenommen habt.
Einsendeschluss ist am nächsten Donnerstag um 20 Uhr. Der Gewinner wird im Laufe des Freitags bekannt gegeben.

Wer seine E-Mail Adresse nicht angibt ist selber dafür verantwortlich von seinem Gewinn zu erfahren. Wenn ich bis zum zweiten auf die Auslosung folgenden Sonntag keine Versanddaten erhalten habe und nicht von einer Verzögerung (z.B. Urlaub) vorab erfahren habe, dann wird unter den übrigen Teilnehmern neu verlost.

Viel Erfolg! :-)

Mittwoch, 8. Oktober 2014

KW41/2014 - Der Menschenrechtsfall der Woche - 80 Studenten aus Mexiko

Diese Woche möchte ich Euch auf einen Fall aus Mexiko aufmerksam machen:
 



Karte von Mexiko: © Amnesty International
 
Am 26. September wurden Studierende im mexikanischen Bundesstaat Guerrero von Polizeikräften unter Beschuss genommen. Später wurden sie von unbekannten bewaffneten Männern angegriffen. Mindestens sechs Personen kamen bei den Zwischenfällen ums Leben. Weitere 20 Personen wurden verletzt, und der Verbleib von 38 Studierenden ist unklar.
Am 26. September um etwa 21.00 Uhr befanden sich 80 Studierende in drei Bussen auf dem Weg von Iguala nach Chilpancingo, der Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaats Guerrero. Die Studierenden besuchen das Ausbildungszentrum für Lehrer_innen Escuela Normal Rural Raúl Isidro Burgos in Ayotzinapa.
Berichten zufolge wurden die drei Busse beim Verlassen von Iguala von lokalen Polizeikräften abgepasst und ohne Vorwarnung beschossen. Die Busse hielten an und die Studierenden versuchten, auszusteigen und sich in Sicherheit zu bringen. Sie wurden jedoch weiterhin beschossen, wobei mindestens ein Student schwer verletzt wurde. Über 20 Personen wurden daraufhin festgenommen, ihr Verbleib ist unbekannt. Drei Stunden später sprachen die Studierenden gerade mit Journalist_innen über den Vorfall, als sich plötzlich ein Zivilfahrzeug näherte, aus dem Männer in Zivilkleidung erneut das Feuer eröffneten. Mindestens zwei Studierende wurden hierbei getötet und zahlreiche weitere verletzt. An diesem Abend und in der Nacht ereigneten sich insgesamt vier gewaltsame Zwischenfälle unter Beteiligung der Polizei und unbekannten bewaffneten Männern, in deren Folge insgesamt mindestens drei Studierende, ein Busfahrer, ein Mitglied eines lokalen Fußballvereins und eine Zivilperson erschossen wurden.
Am 27. September um 7.00 Uhr suchten einige Studierende das Lokalbüro der Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates (Procuraduría General de Justicia del Estado - PGJE) auf, um Anzeige zu erstatten und Informationen über ihre vermissten Kommiliton_innen einzuholen. Die Behörden bestritten jedoch, etwas über die Vorfälle bzw. den Verbleib der Studierenden zu wissen. Später am selben Tag erfuhren die Studierenden, dass man die Leiche eines Studenten gefunden habe und diese offenbar Folterspuren aufwies. In der Zwischenzeit konnte der Aufenthaltsort einiger vermisster Studierender herausgefunden werden, 38 gelten jedoch weiterhin als vermisst. 22 Polizist_innen sind im Zuge der gewaltsamen Zwischenfälle festgenommen worden. Allerdings ist weiter unklar, weshalb die Polizist_innen das Feuer eröffneten, ob der Befehl von höherer Stelle kam und um wen es sich bei den unbekannten bewaffneten Männern handelte.

Es gibt eine Urgent Action, die sich für die Studenten einsetzt.



Schreibt eine E-Mail an: Secretario(at)segob.gob.mx, mail(at)mexale.de


Betreff: Studierende der Escuela Normal Rural Raul Isidro Burgos in Ayotzinapa


Text:
Sehr geehrter Herr Minister,

mit Bestuerzung habe ich erfahren, dass am 26. September Studierende im mexikanischen Bundesstaat Guerrero von Polizeikraeften beschossen wurden. Spaeter wurden sie offenbar von unbekannten bewaffneten Maennern angegriffen. Es soll insgesamt vier solcher Uebergriffe gegeben haben, bei denen mindestens sechs Personen ums Leben kamen. Weitere 20 Personen wurden verletzt und 38 Studierende werden vermisst.

Bitte ergreifen Sie unverzueglich alle notwendigen Massnahmen, um den Verbleib der vermissten Studierenden festzustellen und den Schutz ihrer koerperlichen und geistigen Gesundheit zu gewaehrleisten.

Leiten Sie bitte umgehend eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Angriffe und mutmasslichen willkuerlichen Festnahmen vom 26. September ein. Veroeffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie alle Verantwortlichen vor Gericht, auch diejenigen, die für den Polizeieinsatz verantwortlich zeichnen und solche, die Verbindungen zu den unbekannten bewaffneten Maennern haben.
 
Mit freundlichen Gruessen
(Dein Name)

Ihr könnt Euch auf der Homepage von Amnesty International Deutschland noch genauer zur Urgent Action informieren: Studierende verletzt und getötet 

Weitere Informationen zu meiner Aktion und den Erfolgen von Amnesty International findet ihr auf der Seite Sehen, Hinsehen, Handeln! meines Blogs.



"Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."
(Quelle: Amnesty International)

Dienstag, 7. Oktober 2014

Andreas Eschbach: Todesengel

Rentner Erich Sassbeck möchte einmal in seinem Leben beweisen, dass auch er weiß was Zivilcourage ist und das man nicht weg sehen darf wenn Unrecht geschieht. Doch an diesem Abend in der U-Bahnstation wird ihm dies zum Verhängnis und die beiden zurecht gewiesenen jungen Männer gehen auf ihn los, statt sich von seinen Worten beeindruckt zu zeigen. Erich Sassbeck sieht sein Ende gekommen, doch plötzlich erscheint ein Engel, erschießt die beiden Angreifer und verschwindet spurlos. Die Polizei zweifelt an dieser Geschichte und sieht vielmehr in Erich Sassbeck den Täter, der mit den unglaubwürdigen Schilderungen seinen Kopf aus der Schlinge ziehen will. Aber es bleibt nicht bei diesem Fall und es kommt zu weiteren Aktionen des schon bald "Todesengel" getauften Rächers. Auch Journalist Ingo Praise geht dem nach und möchte ganz entgegen dem Trend auch den Opfern eine Stimme geben.

"Todesengel" von Autor Andreas Eschbach befasst sich mit den Themen Gewalt, Selbstjustiz und Opfern/Tätern.
Wirklich neutral wirkt der Standpunkt der in "Todesengel" rüber kommt nicht. Für mich stellt dieses Buch jedoch auch keine Grundsatzmeinung dar, sondern einen Ansatz für Diskussionen und einen Denkanstoß für eigene Überlegungen zum Thema.
Sehr gut gefallen hat mir die Figur des Journalisten Ingo Praise, der sich von seinem Beruf immer mehr erhofft hat als reinen Boulevardjournalismus. Er wirkt glaubwürdig und vielschichtig gezeichnet und funktioniert hier auch als Sympathieträger und Meinungsbildner in der Geschichte.
Viele Nebenfiguren und ihre Lebensgeschichten fand ich sehr interessant und fesselnd zu lesen und auch die vielen Dialoge haben mir gut gefallen. Zwar wirkten die Dialoge manchmal hölzern, aber da sie größtenteils als Interviewsituationen geschrieben sind betrachte ich das hier als stilistisches Mittel und nicht als Schreibschwäche des Autors.
Gut fand ich hierbei auch die wechselnde Erzählperspektive zu Figuren die man zunächst im Kontext nicht einordnen kann, deren Rolle jedoch mit zunehmenden Seitenzahlen immer mehr erkennbar wird und deren Verbindungen untereinander auch erst nach und nach zu Tage treten. Gerade diese Verknüpfung der Fäden empfinde ich als Stärke des Autors.
Auch wenn das Buch nach dem "Todesengel" benannt ist, so steht dieser weder bei den Figuren, noch was den eigentlichen Thriller betrifft im Vordergrund. Hauptfigur sind meiner Meinung nach die Opfer täglicher Gewalt und für Spannung sorgt hier vor allem die Realitätsnähe.
Nachdem mir jedoch die ersten 480 Seiten sehr gut gefallen haben, hat das Buch auf den letzten 60 Seiten dann doch noch eine Richtung eingeschlagen, die mir nicht ganz so gut gefallen hat. So hätte es meiner Meinung nach weder enden müssen noch sollen und es wirkte für meinen Geschmack auch zu konstruiert und nicht ganz stimmig zum Rest des Romans. In diesem Buch hätte ich auch wirklich gerne ein Nachwort des Autors gelesen in dem dieser beschreibt wie er auf dieses Thema gekommen ist und wie vielleicht auch seine persönliche Meinung dazu ist.
Empfehlen kann ich "Todesengel" an alle Leser die sich für die Themen Rechtsstaat und Selbstjustiz und kontroverse Sichtweisen interessieren, sowie alle Leser die generell den Schreibstil des Autors mögen.

So habe ich bewertet:



Und hier kann man das Buch kaufen: Andreas Eschbach: Todesengel

Weitere Informationen zum Buch und zum Autor findet man auf der Homepage des Lübbe Verlages.

Montag, 6. Oktober 2014

Gisa Klönne: Die Wahrscheinlichkeit des Glücks

Wissenschaftlerin Frieda Telling ist zur Verlobung ihrer Tochter nach Berlin gereist - im Gepäck hat sie ein Geschenk ihrer an Demenz erkrankten Mutter Henny, das sie Aline so schnell wie möglich überreichen soll. Als Aline das Geschenk alleine öffnet erschüttert sie der Inhalt sehr und kopflos läuft sie vor ein Auto. Frieda kann sich diese Reaktion nicht erklären und beginnt nachzuforschen was es mit dem Päckchen und seinem Inhalt auf sich hat. Die Spur führt zurück ins Jahr 1948 und ins KZ Sachsenhausen, das in der Nachkriegszeit als Gefangenenlager diente.

"Die Wahrscheinlichkeit des Glücks" von Autorin Gisa Klönne klingt vom Namen her doch sehr philosophisch und lässt ohne die Inhaltsangabe eher anderes vermuten als einen Familienroman. Vielleicht soll der Titel der rationalen Hauptfigur Frieda gewidmet sein, denn einen wirklichen Zusammenhang zur Handlung sehe ich ansonsten nicht.
Erzählt wird hier die Geschichte zweier Familien die ursprünglich aus Siebenbürgen in Rumänien stammen und die sich nach dem zweiten Weltkrieg ein neues Leben in Deutschland aufgebaut haben. Oft sagt man in diesem Zusammenhang Phrasen wie "eine neue Heimat gefunden", doch nach der Lektüre dieser Geschichte weiß man, dass man mit dem Begriff Heimat sorgfältig umgehen muss, denn eine Heimat hat Hauptfigur Henny wohl nie wieder gefunden. Erzählt wird hier aus unterschiedlichen Perspektiven. Zum einen gibt es Henny, die Mutter von Frieda und Großmutter von Aline, die dement ist und in einem Pflegeheim lebt. Sie wird von ihren Erinnerungen eingeholt und gibt so Dinge preis über die sie vorher ein Leben lang geschwiegen hat. Frieda ist die Hauptfigur der Gegenwart und sie wird vom Leser über lange Strecken begleitet. Gleiches gilt für Arno, zu dessen Familie es eine Verbindung in Hennys Vergangenheit zu geben scheint. Aline erzählt hauptsächlich in Bruchstücken aus dem Delirium nach ihrem Unfall.
Was für mich an der Geschichte völlig belanglos war, ist die Vita der Figuren. Namen und Berufe von Arno, Frieda und Aline wirkten für mich nicht stimmig, aber auch nicht wirklich wichtig für die Handlung, denn in der Gegenwart bilden sie nur das Rahmengerüst für die Recherche der Vergangenheit.
Gut gefallen hat mir jedoch die grundsätzliche Geschichte rund um die Nutzung des KZ Sachsenhausen in der Nachkriegszeit und die Siebenbürgener Sachsen, über die ich bisher nur sehr wenig wusste. Passend fand ich auch, dass die Ereignisse der Vergangenheit hier tatsächlich zusammengetragen wurden und der Leser nicht plötzlich mit Informationen aus der Luft versorgt wurde, die die Protagonisten zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht hatten.
Zu Anfang empfand ich die Geschichte noch ein wenig schleppend, doch spätestens ab der Hälfte hatte mich die Handlung für sich eingenommen, auch wenn ich leider mit den Figuren nicht ganz so warm geworden bin wie in anderen Büchern der Autorin.
Empfehlen kann ich "Die Wahrscheinlichkeit des Glücks" an alle Leser, die sich für einen Familienroman in der Nachkriegszeit interessieren.

So habe ich bewertet:




Und hier kann man das Buch kaufen: Gisa Klönne: Die Wahrscheinlichkeit des Glücks


Weitere Informationen zum Buch und zur Autorin gibt es auf der Homepage des Pendo Verlages im Hause Piper.

Sonntag, 5. Oktober 2014

KW40/2024 - Mein Buchtipp der Woche - Im Hause Longbourn von Jo Baker

Mein Buchtipp der Woche ist inbesondere etwas für alle Leser die den Romanen von Jane Austen etwas abgewinnen können. "Im Hause Longbourn" von Autorin Jo Baker schaut hinter die Kulissen von "Stolz und Vorurteil" und bietet eine ganz neue Perspektive.
Inhaltsangabe des Verlages:
Ein Millionenpublikum liebt Jane Austens „Stolz und Vorurteil“, ihren berühmten Roman über die Sorgen der Familie Bennet, für die fünf Töchter geeignete Ehemänner zu finden. Doch niemand weiß, was sich in Küche und Stall des Hauses Longbourn abspielt: Hier müht sich die junge Sarah über Wäschebottichen und Töpfen ab. Aber sie hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das Leben mehr für sie bereithält. Ist die Ankunft des neuen Hausdieners James ein Zeichen? Während Elizabeth Bennet und Mr Darcy von einem Missverständnis ins nächste stolpern, nimmt im Hause Longbourn noch ein ganz anderes Liebesdrama seinen Lauf – denn James hütet ein Geheimnis von großer Sprengkraft. 

Warum ich dieses Buch empfehlen kann:
Für die einen sind es nur verstaubte Liebesgeschichten, doch für den anderen sind die Bücher von Jane Austen ewige Bestseller, die immer wieder gelesen werden und die auch als Verfilmungen überzeugen können. Ich gehöre ganz sicher zur zweiten Fraktion und habe mich daher auch sehr gefreut zu hören, dass Autorin Jo Baker eine Geschichte geschrieben hat über das was uns Jane Austen nicht gezeigt hat. Man sieht sie mal durchs Bild huschen, hört vielleicht auch mal einen vereinzelten Namen, aber sonst bleibt die Dienerschaft doch unauffällig im Hintergrund. "Im Hause Longbourn" widmet sich nun jedoch diesen stillen Geistern, jenen die man niemals sehen oder hören soll, deren Tagewerk aber unabdingbar ist. Auch wenn Mrs. Bennet in "Stolz und Vorurteil" noch so sehr jammert wie arm ihre Familie doch wäre, so müssen ihre Tochter doch niemals im Haushalt helfen, sondern erhalten nur die Erziehung höherer Töchter. So nimmt man Elizabeth zwar als Wildfang wahr, der durch die Wiesen streift und Kleider und Stiefel ruiniert, doch wer dafür zuständig ist in diesem sparsamen Haushalt wieder alles in Ordnung zu bringen, das hat man bisher nicht erfahren. Aber jetzt haben die stillen Geister einen Namen. Dienstmädchen Sarah geht schon seit Jahren Haushälterin Mrs. Hill zur Hand, die wiederum mit Butler und Kutscher Mr. Hill verheiratet ist. Angelernt zum Dienstmädchen wird noch die  junge Polly, die ihren Taufnamen Mary mit einer der Töchter des Hauses teilt und ihn daher nicht tragen darf. Arbeit gibt es mehr als genug und so sorgt die Ankunft einen neuen Hausdieners für großen Wirbel.
Wer den Roman auf den diese Geschichte aufbaut gut kennt, der wird hier viele Situationen und Vorkommnisse wiedererkennen und doch eine ganz neue Geschichte erfahren. Der andere Blickwinkel lässt doch so einiges in einem neuen Licht erscheinen und zusammen mit den neuen Figuren die vorher nicht im Fokus standen hatte ich das Gefühl eine ganz eigenständige Geschichte zu lesen. Mir hat auch sehr gut gefallen, wie Jo Baker die Hintergründe der Figuren gestaltet hat, ihnen so eine vollständige Persönlichkeit, aber auch eine Tiefe gegeben hat, die ich so nicht erwartet hätte. Man kann ganz sicher sagen, dass Jane Austen die Geschichte der Dienerschaft nicht in dieser Art und Weise geschrieben hätte, mal abgesehen davon dass sie gar nicht über die Dienerschaft geschrieben hat und bestimmt auch gar nicht auf die Idee gekommen ist. Die Alltagssituationen finde ich jedoch sehr treffend geschildert und was das "Drumherum" angeht, so ist dies doch eher wieder ein wenig im Stile von Jane Austen gehalten und erfüllte meine Erwartungen.
Empfehlen kann ich "Im Hause Longbourn" daher an alle Leser die interessiert wie es bei Familie Bennet aus Sicht ihrer Angestellten zuging.

Hier kann man das Buch kaufen: Jo Baker: Im Hause Longbourn

Weitere Informationen zum Buch und zur Autorin gibt es auf der Homepage des Knaus Verlages.