Dienstag, 25. September 2018

Emily Bleeker: Aus den Trümmern




Inhaltsangabe des Verlages:
Lillian Linden ist eine Lügnerin. Auf den ersten Blick wirkt sie wie die tapfere Überlebende eines Flugzeugabsturzes, aber sie hat ihre Familie und die ganze Welt angelogen, seitdem Rettungshubschrauber sie und einen anderen Überlebenden namens Dave Hall von einer einsamen Insel im Südpazifik geborgen haben. Die Schiffbrüchigen waren fast zwei Jahre lang verschollen und stehen nach ihrer Rettung im Rampenlicht. Auf einmal werden sie von den Medien hofiert, aber sie können ihre wahre Geschichte nicht erzählen. Doch Genevieve Randall, die knallharte Enthüllungsjournalistin eines TV-Nachrichtenmagazins, kauft ihnen ihre Story nicht ab. Sie vermutet, dass Lillian und Dave in Bezug auf das Schicksal der anderen Überlebenden des Flugzeugabsturzes lügen, und ist entschlossen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, auch wenn sie dabei unzählige Leben zerstört.


„Aus den Trümmern“ von Autorin Emily Bleeker ist nicht ganz der Roman den ich nach der Inhaltsangabe erwartet hatte. Für mich hörte sich das ein bisschen so wie „Lost“ an.
Ich dachte irgendwie durch den Titel und das Cover, dass es sich hier um einen „großen“ Flugzeugabsturz handelt und deutlich mehr Personen beteiligt wären. Schon die ersten Seiten bringen jedoch Klarheit, dass es sich hier um ein Kleinflugzeug mit fünf Personen inklusive Pilot und Stewardess an Bord gehandelt hat. Dementsprechend konzentriert sich auch die Handlung nur auf einen kleinen Personenkreis und als Erzähler treten die beiden Überlebenden Lillian und Dave auf.
Erzählt wird hier in kurzen Kapiteln in unterschiedlicher chronologischer Reihenfolge und Perspektive. Es wird jedoch durch die Kapitelüberschrift immer sehr deutlich gekennzeichnet wann, wo und bei wem man sich befindet, so dass ich keine Probleme bei der Orientierung hatte.
Dadurch, dass die Geschichte in Teilen rückwirkend erzählt wird, erhält man als Leser schon sehr früh Hinweise auf Dinge die erst später aufgeklärt werden. Das hat zwar einerseits neugierig gemacht, andererseits aber für mich auch dazu geführt, dass die Handlung recht vorhersehbar wurde.
Ich fand die Beschreibungen der Ereignisse und des Lebens auf der Insel sehr gelungen und auch die beiden Hauptfiguren haben mir gut gefallen. Den Nebenfiguren wurde leider nicht so viel Aufmerksamkeit gewidmet, so dass sie nur wenig Tiefgang haben.
Insgesamt gesehen habe ich „Aus den Trümmern“ (der Titel passt hier höchstens im übertragenen Sinne) gerne gelesen. Noch besser hätte ich allerdings gefunden, wenn das Ende etwas anders ausgefallen wäre.


So habe ich bewertet:





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Samstag, 22. September 2018

Kayla Ancrum: Wicker King




Inhaltsangabe des Verlages:
Ein Brand in einer alten Lagerhalle. Am Tatort zwei Siebzehnjährige, einer davon (der vermutliche Brandstifter) mit Verbrennungen, die beide in die Psychiatrie eingeliefert werden. Einige Monate zuvor: In der Schule hängen August und Jack mit völlig verschiedenen Typen rum, privat verbindet die beiden aber seit Langem eine intensive Freundschaft. Doch Jack, Vorzeigeschüler, Spitzensportler, Mädchenschwarm, entwickelt immer stärkere Halluzinationen und driftet mehr und mehr in eine Fantasiewelt ab. In dieser ist er der König, der »Wicker King«, und August ist sein Ritter. Um Jack nah zu bleiben und zu verhindern, dass dieser sich endgültig in seiner Scheinwelt verliert, lässt sich August auf das Spiel ein: Er begibt sich gemeinsam mit Jack in dessen Fantasiewelt hinein und steuert sie beide damit genau auf die Katastrophe zu, die er verhindern wollte.

„Wicker King“ von Autorin Kayla Ancrum ist ein Roman der mit seiner Aufmachung und dem Detailreichtum in der Gestaltung beeindruckt, mich jedoch inhaltlich nicht überzeugen kann.
Das Buch sieht wirklich super aus, der Umschlag ist schön gestaltet und innen im Buch überzeugen ergänzende Details wie Polizeiberichte und Fotos. Zudem wurde der Seitenverlauf eingefärbt. Zu Anfang sind die Seiten noch weiß und werden im weiteren Verlauf der Handlung –parallel zu Jacks Geisteszustand – immer dunkler bis sie schließlich schwarz sind. Diese Idee hat mir gut gefallen.
Aber leider kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass mich das Buch inhaltlich sehr enttäuscht hat. Zum einen sind da diese extrem kurzen Kapitel. Bei mir kam dadurch kein richtiger Lesefluss zustände. Zum anderen haben mich auch die Kapitelüberschriften verwirrt, da diese nicht die Erzählperspektive wiedergeben, sondern manchmal über wen hier geschrieben wird oder auch gar nicht richtig gedeutet werden können. Nach dem Lesen des ersten Viertels stellte sich bei mir auch eine gewisse Langeweile ein, denn man weiß ja nun wie es um Jack steht und welche Figuren es sonst noch so gibt und die weitere Handlung beschreibt dann eigentlich nur noch wie Jack immer mehr abdriftet und August ihn dabei unterstützt anstatt professionelle Hilfe zu organisieren. Abbrechen wollte ich das Buch nicht, aber ich habe dann doch immer mehr quer gelesen und hatte auch nicht den Eindruck dabei viel zu verpassen.
Schwierig finde ich hier auch die Klassifizierung als Jugendbuch. Nur weil ein Buch jugendliche Hauptfiguren hat, ist es noch lange nicht auch für diese Altersgruppe geeignet. Die Autorin gibt im Nachwort an, dass sie denen eine Stimme geben will, die als Jugendliche schwere Zeiten durchmachen und es sich hier aus Ihrer Sicht hauptsächlich um die Themen Vernachlässigung und Co-Abhängigkeit dreht. Nun, ich finde, dass die psychische Erkrankung von Jack, und August verantwortungsloser Umgang damit, doch ziemlich cool dargestellt werden und bezweifle ehrlich gesagt, dass dies das richtige Signal an Jugendliche mit Problemen sendet. Letztendlich wird die Botschaft vermittelt, dass die Erwachsenen doch eh nicht helfen und man alleine klar kommen muss. Es gibt auch keinen wirklichen Wendepunkt oder einen Moment an dem man den Eindruck hat, dass den Jungen wirklich geholfen wird.
Insgesamt gesehen kann ich daher keine Empfehlung für „Wicker King“ aussprechen, außer um es sich als hübschen Bucheinband ins Regal zu stellen.

So habe ich bewertet: 


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Donnerstag, 6. September 2018

Ellin Carsta: Rebengold




Inhaltsangabe des Verlages:
Uerdingen 1351: Die Familie Velten will ihre von der Pest verwüstete Heimat hinter sich lassen. Sie geben den Hof auf und machen sich auf den weiten Weg zum Kloster Johannisberg. Vom Abt haben sie das Angebot bekommen, die klösterlichen Weinberge zu pachten. Auf der Reise treffen sie auf die Familie Stauber, die das gleiche Schicksal ereilt hat, und die ebenfalls zu Weinbauern werden wollen. Während der Fahrt mit dem Schiff ereignet sich ein Streit zwischen den Familien, der mit einem tragischen Unfall endet. Sowohl das Familienoberhaupt der Veltens als auch sein Bruder sterben. Die Witwe Isabel ist verzweifelt und steht vor einer gewaltigen Herausforderung: Mit den Kindern auf sich allein gestellt muss sie den lange brachliegenden Weinberg bestellen. Ihre Verpächter, die Klosterbrüder, sind ihr keinesfalls alle wohlgesinnt. Und auch die ihr verhasste Familie Stauber tut alles, um ihr Steine in den Weg zu legen.

„Rebengold“ von Autorin Ellin Carsta ist ein historischer Roman, der in der Mitte des 14. Jahrhunderts in Südhessen (Rheingau-Taunus-Kreis) spielt und sich, wie der Buchtitel schon andeutet, dem Weinanbau widmet.
Ich lese sehr gerne historische Romane und mag es auch zu erfahren was auf historischen Tatsachen beruht und was der künstlerischen Freiheit der Autorin entsprungen ist. Leider äußert sich die Autorin aber nicht in einem Nachwort zu diesem Thema, sondern verweist nur auf Schloss Johannisberg als real existierenden Ort. Ich habe mir aber noch selber ein paar Informationen gesucht und konnte feststellen, dass der Schauplatz des Romans im 14. Jahrhundert bereits ein bekanntes Weinanbaugebiet war und hier später eines der Hauptanbaugebiete für Riesling entstand. Schön finde ich auch, dass die zeitlich passenden Ortsbezeichnungen von der Autorin gewählt wurden.
Ein wenig gestört habe ich mich am Namen der Hauptfigur Isabel, denn der erscheint mir für diese Epoche in Deutschland nicht passend. Die übliche Namensvariante wäre meiner Meinung nach Elisabeth gewesen und Isabel für deutsche Lande zu exotisch.
Im Mittelpunkt stehen hier eindeutig die weiblichen Figuren, was auch damit zusammenhängt, dass die männlichen Figuren aufgrund einer hohen Todesrate nur zeitlich begrenzte Auftritte haben. Es ist natürlich so, dass im 14. Jahrhundert nicht viel nötig war um früh zu versterben, aber so gehäuft fand ich das dann schon ein wenig auffällig. Auch die Charakterzeichnung bei den männlichen Hauptfiguren fand ich ein wenig einseitig und stereotyp. Man hat wenig von Ihren Beweggründen und eigenen Gedanken erfahren und daher konnten sie hier auch nicht mehr als Randfiguren sein.
Von Isabel erfährt der Leser natürlich umso mehr und grundsätzlich hat mir diese Figur auch gut gefallen. Einerseits wird Isabel aber als von bäuerlicher Abstammung und ohne Schulbildung beschrieben, hat andererseits jedoch selber Einfälle die eines „Advokatus“ (Rechtsanwalt) würdig sind und kann ohne weiteres auf Anhieb einen langen ausländischen Namen unter einem Schreiben entziffern ohne lesen zu können.
Gut gefallen hat mir, dass man als Leser sehr nach bei Isabel dabei ist, ihre Emotionen und Gedanken erfährt und so auch mit ihr leiden und mitfiebern kann. Sehr gut beschrieben sind die Schauplätze und die Abläufe rund um den Weinanbau.
Mit ein paar weniger Klischees und Todesfällen hätte mir „Rebengold“ noch besser gefallen, aber auch so kann ich es als nicht allzu anspruchsvollen historischen Roman empfehlen. Inzwischen gibt es mit „Rebenblut“ auch noch eine Fortsetzung.

So habe ich bewertet:


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Donnerstag, 23. August 2018

Moritz Netenjakob: Milchschaumschläger




Inhaltsangabe des Verlages:
Daniel erfüllt sich einen alten Traum und eröffnet ein Café. Jetzt hat er nur noch ein einziges Problem: die Realität.
Privat ist Daniel zwar glücklich verheiratet mit Aylin, aber beruflich leidet er zunehmend unter der zynischen Kälte der Werbebranche. Als sein Stammlokal unerwartet schließt, überredet er Aylin, die Chance zu nutzen und gegen jede finanzielle Vernunft ein Café zu betreiben.
Schon der Weg zur Eröffnung ist mit guten Ratschlägen und Katastrophen gepflastert. Aber das Schlimmste soll erst noch kommen: Gäste! Eine renitente Pudel-Oma, ein altkluger Hipster, ein Fußballtrainer mit einem Alkoholproblem, ein vermeintliches Wunderkind namens Jonas Hortensius sowie Daniels Alt-68er-Eltern und Aylins türkische Familie. Die Gäste bleiben zu Hause, wenn sie kommen sollen, und wenn sie da sind, bestellen sie, was sie wollen – aber nicht, was auf der Karte steht. Als dann noch ein Wasserrohr bricht, der Koch die Nerven verliert und das Fernsehen kommt, ist das Chaos perfekt. Nach wenigen Wochen droht Daniel nicht nur die Zahlungsfähigkeit zu verlieren, sondern auch den Verstand!


„Milchschaumschläger“ von Autor Moritz Netenjakob ist nach „Macho Man“ und „Der Boss“ der dritte Roman rund um die Hauptfiguren Daniel und Aylin. Die Rahmenhandlung wird hier durch die Vermischung der deutschen und türkischen Kultur geschaffen, die im ersten Buch durch das Kennenlernen, im zweiten Buch durch die Hochzeit und nun im dritten Buch durch die Caféeröffnung teilweise mit autobiografischen Einflüssen durch den Autor erzählt wird.
Ich habe die ersten beiden Teile nicht gelesen, was auch nicht schlimm ist da sie in sich abgeschlossen sind, und wusste vorher auch nicht, dass es sich hier um eine Reihe handelt. Um ehrlich zu sein, finde ich bei den ersten Büchern auch weder Titel noch Cover ansprechend und vermutete dahinter Bücher mit „Flachwitz-Humor“.
Bei „Michschaumschläger“ bin ich auf das Cover aufmerksam geworden, das ich sehr ansprechend gestaltet finde. Ich denke, dass sich hierdurch eine weibliche Zielgruppe auch eher angesprochen fühlt als bei den ersten beiden Titeln. Mit dem Humor im Buch konnte ich auch durchaus etwas anfangen. Hilfreich ist hierbei sicherlich auch, dass ich in Köln geboren bin und die Handlung in Köln spielt – inklusive einiger Lokalkoloriten und kölscher Sprüche.
Da ich auch eine Lesung des Autor besucht habe, weiß ich, dass so einige Geschichten auf wahren Ereignissen beruhen und als Beweis wurde die Speisekarte des „echten“ Café (das es nun ja leider nicht mehr gibt) vorgelegt. Die Figur der Sibel und die kölsche Mutti fand ich großartig und wenn man das Buch in der Öffentlichkeit liest, so muss man schon aufpassen nicht ganz so laut zu lachen.
Insgesamt gesehen kann ich „Milchschaumschläger“ als Urlaubslektüre und Zwischendurchbuch absolut empfehlen. Bertengala! Meine Mutter! (um es mal mit Sibels Worten zu sagen)

So habe ich bewertet:

 Und hier kann man das Buch kaufen: Moritz Netenjakob: Milchschaumschläger