Wissenschaftlerin Frieda Telling ist
zur Verlobung ihrer Tochter nach Berlin gereist - im Gepäck hat sie
ein Geschenk ihrer an Demenz erkrankten Mutter Henny, das sie Aline
so schnell wie möglich überreichen soll. Als Aline das Geschenk
alleine öffnet erschüttert sie der Inhalt sehr und kopflos läuft
sie vor ein Auto. Frieda kann sich diese Reaktion nicht erklären und
beginnt nachzuforschen was es mit dem Päckchen und seinem Inhalt auf
sich hat. Die Spur führt zurück ins Jahr 1948 und ins KZ
Sachsenhausen, das in der Nachkriegszeit als Gefangenenlager diente.
"Die Wahrscheinlichkeit des
Glücks" von Autorin Gisa Klönne klingt vom Namen her doch sehr
philosophisch und lässt ohne die Inhaltsangabe eher anderes vermuten
als einen Familienroman. Vielleicht soll der Titel der rationalen
Hauptfigur Frieda gewidmet sein, denn einen wirklichen Zusammenhang
zur Handlung sehe ich ansonsten nicht.
Erzählt wird hier die Geschichte
zweier Familien die ursprünglich aus Siebenbürgen in Rumänien
stammen und die sich nach dem zweiten Weltkrieg ein neues Leben in
Deutschland aufgebaut haben. Oft sagt man in diesem Zusammenhang
Phrasen wie "eine neue Heimat gefunden", doch nach der
Lektüre dieser Geschichte weiß man, dass man mit dem Begriff Heimat
sorgfältig umgehen muss, denn eine Heimat hat Hauptfigur Henny wohl
nie wieder gefunden. Erzählt wird hier aus unterschiedlichen
Perspektiven. Zum einen gibt es Henny, die Mutter von Frieda und
Großmutter von Aline, die dement ist und in einem Pflegeheim lebt.
Sie wird von ihren Erinnerungen eingeholt und gibt so Dinge preis
über die sie vorher ein Leben lang geschwiegen hat. Frieda ist die
Hauptfigur der Gegenwart und sie wird vom Leser über lange Strecken
begleitet. Gleiches gilt für Arno, zu dessen Familie es eine
Verbindung in Hennys Vergangenheit zu geben scheint. Aline erzählt
hauptsächlich in Bruchstücken aus dem Delirium nach ihrem Unfall.
Was für mich an der Geschichte völlig
belanglos war, ist die Vita der Figuren. Namen und Berufe von Arno,
Frieda und Aline wirkten für mich nicht stimmig, aber auch nicht
wirklich wichtig für die Handlung, denn in der Gegenwart bilden sie
nur das Rahmengerüst für die Recherche der Vergangenheit.
Gut gefallen hat mir jedoch die
grundsätzliche Geschichte rund um die Nutzung des KZ Sachsenhausen
in der Nachkriegszeit und die Siebenbürgener Sachsen, über die ich
bisher nur sehr wenig wusste. Passend fand ich auch, dass die
Ereignisse der Vergangenheit hier tatsächlich zusammengetragen
wurden und der Leser nicht plötzlich mit Informationen aus der Luft
versorgt wurde, die die Protagonisten zu diesem Zeitpunkt noch gar
nicht hatten.
Zu Anfang empfand ich die Geschichte
noch ein wenig schleppend, doch spätestens ab der Hälfte hatte mich
die Handlung für sich eingenommen, auch wenn ich leider mit den
Figuren nicht ganz so warm geworden bin wie in anderen Büchern der
Autorin.
Empfehlen kann ich "Die
Wahrscheinlichkeit des Glücks" an alle Leser, die sich für
einen Familienroman in der Nachkriegszeit interessieren.
So habe ich bewertet:
Und hier kann man das Buch kaufen: Gisa Klönne: Die Wahrscheinlichkeit des Glücks
Weitere Informationen zum Buch und zur Autorin gibt es auf der Homepage des Pendo Verlages im Hause Piper.
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