Dienstag, 7. Oktober 2014

Andreas Eschbach: Todesengel

Rentner Erich Sassbeck möchte einmal in seinem Leben beweisen, dass auch er weiß was Zivilcourage ist und das man nicht weg sehen darf wenn Unrecht geschieht. Doch an diesem Abend in der U-Bahnstation wird ihm dies zum Verhängnis und die beiden zurecht gewiesenen jungen Männer gehen auf ihn los, statt sich von seinen Worten beeindruckt zu zeigen. Erich Sassbeck sieht sein Ende gekommen, doch plötzlich erscheint ein Engel, erschießt die beiden Angreifer und verschwindet spurlos. Die Polizei zweifelt an dieser Geschichte und sieht vielmehr in Erich Sassbeck den Täter, der mit den unglaubwürdigen Schilderungen seinen Kopf aus der Schlinge ziehen will. Aber es bleibt nicht bei diesem Fall und es kommt zu weiteren Aktionen des schon bald "Todesengel" getauften Rächers. Auch Journalist Ingo Praise geht dem nach und möchte ganz entgegen dem Trend auch den Opfern eine Stimme geben.

"Todesengel" von Autor Andreas Eschbach befasst sich mit den Themen Gewalt, Selbstjustiz und Opfern/Tätern.
Wirklich neutral wirkt der Standpunkt der in "Todesengel" rüber kommt nicht. Für mich stellt dieses Buch jedoch auch keine Grundsatzmeinung dar, sondern einen Ansatz für Diskussionen und einen Denkanstoß für eigene Überlegungen zum Thema.
Sehr gut gefallen hat mir die Figur des Journalisten Ingo Praise, der sich von seinem Beruf immer mehr erhofft hat als reinen Boulevardjournalismus. Er wirkt glaubwürdig und vielschichtig gezeichnet und funktioniert hier auch als Sympathieträger und Meinungsbildner in der Geschichte.
Viele Nebenfiguren und ihre Lebensgeschichten fand ich sehr interessant und fesselnd zu lesen und auch die vielen Dialoge haben mir gut gefallen. Zwar wirkten die Dialoge manchmal hölzern, aber da sie größtenteils als Interviewsituationen geschrieben sind betrachte ich das hier als stilistisches Mittel und nicht als Schreibschwäche des Autors.
Gut fand ich hierbei auch die wechselnde Erzählperspektive zu Figuren die man zunächst im Kontext nicht einordnen kann, deren Rolle jedoch mit zunehmenden Seitenzahlen immer mehr erkennbar wird und deren Verbindungen untereinander auch erst nach und nach zu Tage treten. Gerade diese Verknüpfung der Fäden empfinde ich als Stärke des Autors.
Auch wenn das Buch nach dem "Todesengel" benannt ist, so steht dieser weder bei den Figuren, noch was den eigentlichen Thriller betrifft im Vordergrund. Hauptfigur sind meiner Meinung nach die Opfer täglicher Gewalt und für Spannung sorgt hier vor allem die Realitätsnähe.
Nachdem mir jedoch die ersten 480 Seiten sehr gut gefallen haben, hat das Buch auf den letzten 60 Seiten dann doch noch eine Richtung eingeschlagen, die mir nicht ganz so gut gefallen hat. So hätte es meiner Meinung nach weder enden müssen noch sollen und es wirkte für meinen Geschmack auch zu konstruiert und nicht ganz stimmig zum Rest des Romans. In diesem Buch hätte ich auch wirklich gerne ein Nachwort des Autors gelesen in dem dieser beschreibt wie er auf dieses Thema gekommen ist und wie vielleicht auch seine persönliche Meinung dazu ist.
Empfehlen kann ich "Todesengel" an alle Leser die sich für die Themen Rechtsstaat und Selbstjustiz und kontroverse Sichtweisen interessieren, sowie alle Leser die generell den Schreibstil des Autors mögen.

So habe ich bewertet:



Und hier kann man das Buch kaufen: Andreas Eschbach: Todesengel

Weitere Informationen zum Buch und zum Autor findet man auf der Homepage des Lübbe Verlages.

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