Dienstag, 27. November 2012

Judith O’Reilly: Stadt, Land - Schluss

Bewertung: *****

 Judith lebt glücklich mit Ehemann und zwei Söhnen in London. Doch um ihrem Mann seinen Traum zu erfüllen, packt sie die Koffer und Kinder ein und zieht um nach Northumberland. Das dritte Kind ist unterwegs, das Haus viel zu klein für alle und das Landleben nicht wirklich das, was sich Judith wünscht.
Es ist Herbst 2005 und sie hat ihrem Mann versprochen am 31.12.2007 die Entscheidung zu treffen, ob sie für immer in Northumberland bleiben oder doch zurück nach London gehen.
Ihre Erlebnisse in dieser Zeit berichtet Judith in einem Blog …

„Stadt, Land – Schluss“ ist vor allem eins: langweilig.
Eigentlich handelt es nur von einem Thema. Judith will nicht in Northumberland leben.
Sie will es nicht im Herbst 2005 als der Umzug ansteht, nicht im Jahr darauf und wahrscheinlich auch jetzt noch nicht. Doch was tut man nicht alles für das Glück seiner Familie.
Eigentlich war „Stadt, Land – Schluss“ ein Internet-Blog, den Judith in ihrer Verzweiflung geführt hat. Sie nannte ihn „wifeinthenorth“, da es eigentlich auch nicht so war, dass es die komplette Familie in den Norden verschlagen hatte. Ihr Mann führte weiterhin sein Berufsleben in London, mit teilweise wochenlanger Abwesenheit, doch sie selber saß mit den Kindern oben im Norden fest.
Als Blog kann ich mir das Ganze auch richtig gut vorstellen. Judith berichtet von den Kleinigkeiten des Alltags, den Konfrontationen mit dem Landleben und der Schwierigkeit sich selbst zu verwirklichen, wenn man nebenbei noch Haushalt und drei Kinder hat. Ab und zu mal rein zu lesen was Judith und ihre Familie gerade so treiben, ist also gar nicht so uninteressant. Aber warum musste das jemand als Buch heraus bringen?
Dafür hätte es doch auch einfach der Internet-Blog getan.
Ich weiß nicht, ob inhaltlich große Abweichungen zum eigentlichen Blog vorgenommen wurden, doch vom Stil her ist auch das Buch wie ein Blog gehalten.
Teilweise sehr kurze Abschnitte, die mit einer Überschrift und dem Datum versehen sind. Manchmal schreibt Judith täglich, dann ist auch mal eine Woche ohne neuen Eintrag.
Was mich am Stil ein wenig gestört hat, ist der Versuch ohne Namen auszukommen. Keine Ahnung, ob das so ist, weil Judith keine Klage wegen Verleumdung riskieren wollte, oder ob ihr das einfach gefällt.
Die Söhne werden je nach aktuellem Alter immer mit „der sechsjährige“ oder „der vierjährige“ etc. benannt. Die Tochter ist immer das „Baby“ auch noch mit zwei Jahren. Die Erwachsenen werden mit einem Mutter-Zusatz einsortiert oder anhand der Tiere die sie züchten.
Aber am meisten gestört hat mich, dass hier einfach kein Ziel oder Ende in Sicht ist.
Normalerweise hat ein Roman eine klare Handlung und man hat zumindest den Eindruck, dass der Autor auf etwas Bestimmtes hinaus will. Davon ist in „Stadt, Land – Schluss“ nichts zu spüren. Es ist einfach eine Aneinanderreihung von Ereignissen in einer Zeitspanne von ca. zwei Jahren. Zwar soll am Ende die große „Entscheidung“ ob Stadt oder Land anstehen, aber das Ganze ist so unspektakulär aufgebaut, dass das Buch oder vielmehr der Blog auch einfach über diesen Tag hätte hinweggehen können, ohne das mir als Leser irgendein Unterschied aufgefallen wäre.
Insgesamt finde ich Judith O’Reillys Werk daher ziemlich nichtssagend.


Und hier kann man das Buch kaufen: Judith O'Reilly: Stadt, Land - Schluss

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