Montag, 3. Dezember 2012

Gregory Hughes: Den Mond aus den Angeln heben


Ratte ist ein merkwürdiger Name für ein 10jähriges Mädchen. Doch Marie Claire trägt diesen Namen voller Stolz, denn da sie in einem Reservat geboren wurde ist dies ihr indianischer Name. Gemeinsam mit ihrem Vater und ihrem 12jährigen Bruder Bob lebt sie nahe der kanadischen Stadt Winnipeg, mitten in der Prärie. Doch das sorgenlose Leben findet ein jähes Ende, als eine von Rattes Vorhersagen eintrifft: ihr Vater stirbt. Da ihre Mutter ebenfalls seit Jahren tot ist, befürchten die beiden Kinder nun ins Heim zu müssen oder sogar getrennt zu werden. Das darf nicht passieren! In New York soll ihr Onkel Jerome leben, der irgendwas mit Drogen zu tun hat. Aber das ist immer noch besser als ins Heim zu müssen und so machen sich Bob und Marie Claire auf den Weg.

"Den Mond aus den Angeln heben" hat mich sehr bewegt. Allerdings bin ich schon lange kein Kind mehr und bei dem Gedanken, dass meine 12jährige Nichte dieses Buch liest ist mir nicht so ganz wohl. Natürlich hängt es stark vom Naturell und der Sensibilität eines Kindes ab, welche Geschichten ab welchem Alter verkraftet werden können, doch hier kann ich keine generelle Empfehlung ab 12 Jahren unterstützen. Nicht jedes Buch in dem Kinder die Hauptfiguren sind ist auch für diese Altersklasse geeignet.
"Den Mond aus den Angeln heben" ist sehr bewegend, aber auch tieftraurig. Es zeigt wenig heile Welt, dagegen viele dunkle Abgründe, Kinder die alleine unterwegs sind, dazu noch Kindesmissbrauch und Gewalt. Es gibt kein Happy-End, was für Kinder jedoch zum Abschluss eines so dunklen Buches wichtig ist. Weitere Details zum Verlauf der Geschichte werde ich nicht erwähnen, da ich niemandem die Spannung nehmen möchte.
Die Figuren Bob und Marie Claire fand ich toll. Allerdings dienen sie nur bedingt als Vorbildfunktion. Bob ist zwar sehr vernünftig, jedoch kann er seiner kleinen Schwester nichts abschlagen und die hat leider nicht sonderlich vernünftige Ideen. Einerseits wittert die Ratte an jeder Ecke Pädophile und hat auch keine Bedenken jeden Mann der sich ihr auch nur nähert öffentlich so zu betiteln, andererseits jedoch überredet sie Bob bei fremden Männern im Auto mitzufahren, alleine im Park zu übernachten oder mitten in der Bronx nach ihrem Onkel zu suchen. Erklärt wird dies mit der besonderen Intuition des Mädchens und als erwachsener Leser kann ich hier differenzieren das es sich eben nur um eine Geschichte handelt. Kindern würde ich jedoch nicht ohne Begleitung durch eine Ansprechperson dieses Buch vorsetzen, denn ich kann mir gut vorstellen, das da der eine oder andere Gesprächsbedarf entsteht.
Empfehlen kann ich "Den Mond aus den Angeln heben" allen an Büchern im "Road-Movie-Stil" interessierten Lesern und Jugendlichen ab 14 Jahren. Bei jüngeren Kindern sollte abgewägt werden, wie gut diese mit dem Thema Tod, Verlust und Krankheit zurechtkommen.

So habe ich bewertet:


Und hier kann man das Buch kaufen: Gregory Hughes: Den Mond aus den Angeln heben

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen