Bewertung: *****
Firmin ist eine Ratte. Als jüngstes und schwächstes von 13 Geschwistern musste er sich schon früh andere Nahrungsquellen suchen als die nie für ihn reichende Muttermilch. Geboren im Keller einer Buchhandlung, gebettet auf zerrissenen Buchseiten, versuchte er sich am Papier. So merkte er, dass jedes Buch, jede Seite, sogar jedes Wort seinen unverwechselbaren Geschmack hat. Doch er entdeckte auch noch anderes: Er kann lesen! Und so unterscheidet sich Firmin deutlich von seinen Artgenossen. In seinen Gedanken ist Firmin so gar nicht wie andere Ratten und so entfernt er sich immer mehr vom typischen Rattenleben. Zum Schweigen verdammt, ist er ein Beobachter der Menschen und ohne die Möglichkeit sich nach außen mitzuteilen, lässt uns Firmin teilhaben an seiner Gedankenwelt und seiner Lebensgeschichte …
„Firmin – Ein Rattenleben“ von Sam Savage überzeugt vor allem durch seine Originalität. Das Leben einer Ratte, aus Sicht einer Ratte, die jedoch so gar kein typischer Vertreter ihrer Art ist. Dieses Buch wird besonders für alle Leser faszinierend sein, die ebenfalls begeisterte Buchliebhaber sind.
Firmin wirkt in seinen Beobachtungen und mit seinem Intellekt sehr menschlich. Mit einem Leben als Ratte kann er sich schon lange nicht mehr abfinden. Gerne würde er nicht nur Lesen, sondern sich auch seiner Umwelt mitteilen. Doch hier steht ihm die Rattenanatomie im Weg. Zu klein für übliche Schreibwerkzeuge, zu unbeweglich für die Gebärdensprache und mit keinen Stimmbändern ausgestattet, die ihm eine verständliche Sprache ermöglichen würden. Und so ist dies auch Firmins großes Leid, dass er seine großen Erkenntnisse mit niemandem teilen kann und auch nicht als intellektuelles Wesen wahrgenommen wird. Für den Leser führt dies jedoch auch zu einigen humorvollen Passagen. In seinen Gedanken ist Firmin sehr direkt und schreckt auch nicht vor direkter Kritik an sich selber zurück. Sei es nun sein eigenes groteskes Äußeres, oder auch die negativen Veranlagungen seines Wesens.
Hierbei möchte ich auch die hervorragende Covergestaltung hervorheben, die Firmin genau so darstellt, wie er auch beim Lesen bildhaft vor den Augen erscheint. Auch insgesamt kann die Buchgestaltung überzeugen durch die passende Farbgestaltung und den absichtlich zerfetzt wirkenden Seitenschnitt.
Das einzige was mir am Buch „Firmin“ nicht gefallen hat, sind die Nacherzählungen einiger Groschenromane im Text. Darauf hätte gut verzichtet werden können.
Firmin ist bereit jeden zu lieben, der ihm nur ein wenig Aufmerksamkeit gibt und sei es auch nur in seiner eigenen Vorstellung. Dieser Wunsch nach Geltung ist es, die ihn für mich besonders menschlich erscheinen lässt und so kann durch Firmins Analyse und Selbsteinsicht vielleicht noch so mancher Mensch etwas von einer Ratte lernen.
Und hier kann man das Buch kaufen: Sam Savage: Firmin - Ein Rattenleben
Für mich eine sehr nette Lektüre über einen Außenseiter, der seinen Traum nicht aufgibt (genaueres hier: http://www.leselink.de/buecher/entwicklungsromane/firmin.html ). Ich konnte mich wirklich sehr gut in diese kleine Ratte einfühlen, und ein so unbeliebtes Tier zum Sympathieträger zu machen ist allein schon eine erzählerische Leistung.
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