Bewertung: *****
Ella Freitag und Sascha Hanke fügt das Schicksal zusammen, oder eher ein Wasserschaden in Ella Freitags Krankenzimmer. So finden sich die beiden als Bettnachbarn auf der Augenstation wieder und sind eigentlich so gar nicht zufrieden mit dieser Situation. Doch ein Klosterfrau Melissengeist als Abendtrunk lockert Sascha und „Frau Ella“ wie er Ella Freitag nennt, schnell auf.
Als nun Frau Ella gegen ihren Willen operiert werden soll, ist Sascha als Retter in der Not zur Stelle und flüchtet mit ihr in seine Wohnung.
Nur mit ihrem Nachthemd bekleidet und ohne ihre Wohnungsschlüssel, ist Frau Ella nun nicht nur mit Sascha konfrontiert, sondern auch noch mit dessen Freunden. Eine nicht ganz einfache Aufgabe für eine 87jährige, die seit über 20 Jahren alleine gelebt hat.
„Frau Ella“ ist ein Roman voller Details, der mich zum schmunzeln und nachdenken gebracht und mir dabei auch gut gefallen hat.
Die Unterschiede zwischen den Generationen der 87jährigen Ella und dem 30jährigen Sascha wurden hier charmant aufs Korn genommen und aus beiden Perspektiven betrachtet. Oft fühlte ich mich auch an meine eigenen Großeltern erinnert und Gespräche die ich mit ihnen geführt habe. Dabei stellte sich mir die Frage, ob Florian Beckerhoff hier ebenfalls aus Erfahrungen aus seinem Verwandten- und Bekanntenkreis schöpfen konnte.
Frau Ella versucht sich in Saschas Welt zu integrieren und ihm möglichst wenig Umstände zu machen, solange sie in seiner Wohnung ist. So lernt sie einen Kaffee mit Macchiato zu machen und Frühstückseier mit Musik zu kochen. Auf der anderen Seite genießt Sascha das Gefühl von Familie in seiner Wohnung, die Organisationsfähigkeit von Frau Ella im Haushalt und ihre Art Probleme aus der Welt zu schaffen. Doch das funktioniert nur, weil beide Seiten bereit sind, ihre Vorlieben und Gewohnheiten zurück zu stecken. Alles könnte so schön sein, wenn es da nicht noch die Außenwelt geben würde.
Durch die Schilderung der Ereignisse sowohl aus der Sicht von Frau Ella, als auch von Sascha, wird klar, dass vermeintlich einfache Situationen durchaus ein Problem für das Gegenüber sein können. Sascha hätte sich zuvor nicht vorstellen können, dass ihm eine alte Dame so sympathisch ist und entgegen aller Klischees nicht an allem rumnörgelt, sondern äußerst aufgeschlossen ist. Auch für Frau Ella ist der Kontakt zu einer jüngeren Generation und ihrem Lebensstil neu. Dabei stellen schon Kleinigkeiten wie Fremdwörter in der Deutschen Sprache eine Hürde dar. Trotz aller Unterschiede wird hier klar, dass beide von einander lernen können, sofern man die andere Seite mit Humor und Toleranz betrachtet. Ich würde gerne weiteren Gesprächen von Sascha und Frau Ella lauschen.
Sehr schön finde ich auch die stabile Bindung als Softcover, sowie das ansprechende Cover.
Etwas enttäuschend fand ich jedoch das Ende des Romans, dass mir insgesamt zu abrupt und offen ist.
Und hier kann man das Buch kaufen: Florian Beckerhoff: Frau Ella
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