Dienstag, 27. November 2012

Charles Martin: Wohin der Fluss uns trägt

Bewertung: *****

Abbie und Chris sind seit 14 Jahren verheiratet.
Mit 31 Jahren wurde bei Abbie Krebs diagnostiziert, eine Krankheit an der auch schon ihre Mutter in jungen Jahren verstarb.
Als Tochter einer angesehenen Charlestoner Familie erhält Abbie jede mögliche Behandlung, doch nach vier Jahren anstrengendem Kampf sind alle Möglichkeiten ausgeschöpft und keine Hoffnung auf Genesung mehr in Sicht.
Zum Jahreswechsel hat Abbie eine Liste von 10 Wünschen erstellt, die sie noch gerne in ihrem Leben erfüllen will. Es sind keine großen Wünsche, doch die Zeit ist knapp. Als nun das Ende ihres Lebens in Sicht ist, bittet sie ihren Mann ihren größten Wunsch zu erfüllen: eine Fahrt mit dem Kanu auf dem St. Mary's River von Moniac bis ans Meer, eine Strecke von knapp 200 km.
Mit jedem Abschnitt auf dem Fluss, legen Abbie und Chris auch einen Abschnitt ihrer Vergangenheit zurück. Werden sie dort ankommen, "wo der Fluss endet"?

Das bemerkenswerteste an "Wohin der Fluss uns trägt" ist die Erzähl-Perspektive. Bücher über Frauen, die an Krebs erkrankt sind gibt es zu genüge. Aber dieses hier ist das erste Buch zu dem Thema, das ich kenne, dass die Geschichte aus der Sicht des Ehemannes schildert.
In 45 Kapiteln wird abwechselnd ein Abschnitt der Flussfahrt geschildert und ein Kapitel aus Chris und Abbies gemeinsamer Vergangenheit, bis die Vergangenheit schließlich die Gegenwart einholt.
Mir persönlich haben die Kapitel aus der Vergangenheit besser gefallen, da ich gerne erfahren wollte, wie Chris und Abbie zu dieser Einheit geworden sind, als die sie von Anfang an erscheinen.
Die Kapitel, die der Flussfahrt gewidmet sind, fand ich nicht immer so interessant, da sie zum einen sehr viele unbedeutende Informationen zu Landschaft und Infrastruktur enthalten und ich zum anderen einige Ereignisse auf der Fahrt als zu unpassend empfand.
Sicherlich ist der Gedanke nicht neu eine Geschichte über eine Todkranke zu schreiben, die ihre letzten Wünsche erfüllen will. Meiner Meinung nach stand hier aber weniger die Wunscherfüllung an sich im Vordergrund, sondern das wofür dieser Fluss bei Abbie steht. Chris ist hier aufgewachsen, hier haben sie ihre Flitterwochen verbracht und die Zeit scheint hier in einem langsameren Rhythmus zu schlagen, als in der Stadt. Das mag im ersten Moment unbedeutend erscheinen, doch für jemanden, der nur noch wenige Tage oder Wochen zu leben hat, zählt jeder Moment in dem man sich frei fühlen kann. Die Krankheit für einen kurzen Moment vergessen und sich dahintreiben lassen auf dem Fluss. Das alles in der Gewissheit nicht alleine zu sein, jemanden bei sich zu haben der zu einem steht, bis zum letzten Atemzug.
"Wohin der Fluss uns trägt" drückt ganz klar auf die Tränendrüse. Meine Gedanken schweiften oft ab, zu einer Person aus meinem persönlichen Umfeld, die ebenfalls in jungen Jahren am Krebs verstarb. Aber wichtig ist es nicht nur, wie lange ein Leben ist, sondern wie man es gelebt hat. Abbie lebt es in vollen Zügen und Chris zeigt vor allem eins: Rückgrad. Er ist da für sie, ohne Bedingungen. Doch durch Abbies Stärke findet auch er selber die Kraft, endlich aus sich heraus zu kommen.
Der Titel "Wohin der Fluss uns trägt" ist wohl eher aus der Klangmelodie heraus gewählt. Denn als Übersetzung von "Where the river ends" trifft es nicht wirklich den Sinn.


Und hier kann man das Buch kaufen: Charles Martin: Wohin der Fluss uns trägt

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