Mittwoch, 28. November 2012

Lionel Shriver: Liebespaarungen


Irina McGovern ist bereits seit 10 Jahren mit Lawrence zusammen, als dieser eine Moment auftritt. Ein Moment, der einen entscheidenden Einfluss auf ihr weiteres Leben nehmen wird. Lawrence ist beruflich verreist, als sich der Geburtstag eines gemeinsamen Freundes nähert. Ramsey Acton, von Beruf Snookerspieler, ist bereits seit Jahren eine feste Verabredung am 6. Juli. Doch dieses Jahr ist es anders. Ramsey ist schon lange von seiner Frau geschieden und Lawrence drängt Irina, ohne ihn an der Verabredung festzuhalten. Der von Irina gefürchtete Abend verläuft besser als erwartet. Es finden sich gemeinsame Gesprächsthemen und schließlich gehen sie noch zusammen zu Ramsey nach Hause. Plötzlich ist Irina alles klar: Sie findet Ramsey attraktiv und ihr größter Wunsch ist es ihn jetzt zu küssen. Doch soll sie dieser Versuchung nachgeben? Sie weiß noch nicht, dass diese Entscheidung ihr Leben für immer verändern wird ...

Die Idee zu "Liebespaarungen" finde ich sehr interessant. Eine Entscheidung, die dazu führt, dass Irinas zukünftiges Leben in vollständig unterschiedlichen Bahnen verläuft. Stilistisch hat Lionel Shriver hier ein tolles Werk abgeliefert. Doch leider hat mir die Geschichte inhaltlich nicht so besonders gut gefallen.
"Liebespaarungen" beginnt auf die herkömmliche Weise. Doch schließlich kommt es zum entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte und Irina steht vor der Entscheidung, ob sie Ramsey küssen soll oder nicht. Sie entscheidet sich für den Kuss und es kommt wie es kommen musste, es bleibt nicht bei diesem einen Kuss. Doch im nächsten Kapitel kommt sich der Leser vor wie bei einem Déjà-vu-Erlebnis. Die Geschichte beginnt erneut, doch nun entscheidet sich Irina gegen den Kuss und kehrt in Lawrence Arme zurück.
Lionel Shriver erzählt von dieser Stelle an, jedes Kapitel zweimal (gekennzeichnet durch unterschiedlich markierte Kapitelnummern), unter Fortführung der Konsequenzen, die Irinas jeweilige Entscheidung hatte. Besonders beeindruckend fand ich hierbei, dass Ereignisse und Dialoge aus der ersten Variante fast identisch in der zweiten Variante wieder auftauchten, dabei aber aus dem Mund einer anderen Person erzählt wurden oder andere Personen betrafen. Ich habe mich schon nach jedem Kapitel wieder darauf gefreut, was die Autorin nun aus den Ereignissen in der zweiten Geschichte macht.
Was mich jedoch ganz massiv gestört hat ist, dass es sich hier eigentlich nur um Sex dreht. Irinas Sex mit Lawrence, Irinas Sex mit Ramsey, Irinas Sex mit sich selbst, Irinas Phantasien über Sex und Irinas Gedanken an die Sexphantasien anderer. Es gibt eigentlich kaum ein anderes Thema.
Etwas weniger Oberfläche hätte dem Buch an dieser Stelle gut getan. Insgesamt war mir "Liebespaarungen" daher zu wenig mit einer fesselnden Geschichte versehen und das wiegt auch nicht nur die tolle Idee der Romanstruktur auf.

So habe ich bewertet:



Und hier kann man das Buch kaufen: Lionel Shriver: Liebespaarungen

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