Amerika ist nach dem Krieg nicht mehr wie zuvor. Nachdem zunächst Hunger und Entbehrungen die Hauptprobleme waren, wird das Leben nun noch durch die neuen Moralstatuten reguliert. Die Bill of Rights hat keine Gültigkeit mehr und Willkür durch die Soldaten des FBR gehört zur Tagesordnung.
Die 17jährige Ember Miller lebt mit ihrer Mutter vom Nötigsten und versucht sich im Hintergrund zu halten und möglichst wenig aufzufallen. Aber ihre Mutter rebelliert immer wieder und als uneheliches Kind ist Embers Stand sowieso schon schwer.
Artikel 5 der Moralstatuten sieht vor, dass nur Kinder die ehelich geboren werden als vollwertige Bürger gelten. Als nun das FBR beschließt diese Regelung auch auf alle aktuell unter 18jährigen anzuwenden, wird Embers Mutter verhaftet und Ember selber der Obhut der Regierung unterstellt und zur Resozialisation geschickt. Doch für Ember ist das Schlimmste daran, dass auch ihr Jugendfreund Chase an der Verhaftung beteiligt ist und sie nur noch mit kalten Augen anblickt ...
"Artikel 5" von Autorin Kristen Simmons ist eine Dystopie, die als Szenario von einem Gottesstaat in einem Nachkriegsamerika ausgeht. Die Amerikanische Kirche ist Staatsreligion und jeder andere Glauben verboten. Ebenso sind voreheliche Verbindung, Literatur und andere Medien sind verboten und die traditionellen Geschlechterrollen sind einzuhalten. Das ist keine einfache Ausgangslage für ein 17jähriges Mädchen, das seinen Vater nicht kennt und deren Mutter mit Vorliebe verbotene Liebesromane liest.
Die Grundidee von "Artikel 5" kann mich überzeugen!
Es ist beängstigend und dramatisch, dazu mit viel Action und interessanten Figuren.
Aber was mich hier sehr gestört hat ist, dass man fast überhaupt nichts über die Hintergründe erfährt, die zu dieser Situation geführt haben. Was war der Auslöser für den Krieg und wer sind die Gewinner und der "Präsident"? Hier hätte mich so viel mehr interessiert. Aber alles was der Leser an Fakten erhält ist, dass es einen Krieg gab und nun die Moralisten an der Macht sind. Dies fand ich z.B. in "Vollendet" von Neal Shusterman besser (wenn auch nicht weniger beängstigend) gelöst.
Die männliche Hauptfigur hat mir gut gefallen und ich hätte gerne einen Teil der Geschichte aus seiner Perspektive erlebt. Erzählt wird hier aus Embers Sicht und das fand ich nicht immer ganz so gut. Sie ist 17 Jahre alt und teilweise gibt es Rückblenden in die Zeit als sie ungefähr 15 Jahre alt war. Ich konnte nicht so richtig nachvollziehen, warum Ember und Chase ein Paar waren (und zwar so ein Paar, dass Chase sie als das einzige Wichtige in seinem Leben empfand) bevor er Soldat wurde. Chase wirkt auf mich echt und tiefgründig, Ember leider eher impulsiv und egoistisch.
Die Fortsetzung ist bereits auf Englisch erschienen. Ausgelegt ist die Buchreihe wahrscheinlich als Trilogie. Auch wenn mich "Artikel 5" noch nicht ganz überzeugen konnte, ist die Idee und Schreibweise von Autorin Kristen Simmons doch so gut, dass ich gerne die Fortsetzungen lesen werde. Hoffentlich werden hier auch die Hintergründe geklärt und dem Leser mehr Einblick in die Welt gegeben in der Ember lebt.
Empfehlen kann ich "Artikel 5" an alle jungen Erwachsenen, die sich für Dystopien und insbesondere für den Zerfall einer bestehenden Gesellschaft und den Kampf zwischen Moral und Würde interessieren. Für jüngere Leser ist das Buch aufgrund vieler Gewaltszenen nicht geeignet.
So habe ich bewertet:
Und hier kann man das Buch kaufen: Kristen Simmons: Artikel 5
Weitere Informationen zum Buch und zur Autorin finden sich auf der Homepage des ivi Verlages. Hier gibt es auch eine Leseprobe.
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