Sonntag, 21. April 2013

Stefanie Heindorf/Kathrin Lange: Bruderliebe


Hessen, Ende des 19. Jahrhunderts.
Die 18jährige Theresia wächst sehr behütet unter der Obhut ihrer Stiefmutter auf. Nach dem Tod ihrer Mutter hat Theresias Vater Baron von Rotenburg wieder geheiratet. Doch durch diese Fürsorge kennt Theresia die Welt außerhalb des väterlichen Anwesens nicht. Stattdessen verbringt Theresia ihre Zeit nur mit ihren Eltern, ihrer Zofe und in ihrem Turmzimmer, das sie sich hergerichtet hat. Als ihr nun erstmals erlaubt wird, die Karfreitagsmesse zu besuchen, hat Theresia die Gelegenheit auch die anderen jungen Leute der Umgebung zu treffen und verliebt sich auf den ersten Blick in Sebastian. Aber ihre Stiefmutter wird niemals erlauben, dass sie ihn wiedersieht...

Die Reihe "Die grüne Fee" des Dryas Verlages widmet sich dem 19. Jahrhundert und dem Übergang zur Moderne. In "Bruderliebe" haben die Autorinnen Stefanie Heindorf und Kathrin Lange dies zusätzlich mit einer Adaption des Märchens Rapunzel verbunden.
Ich habe aus dieser Reihe zuvor schon "Winterkind" von Lilach Mer gelesen, das Aspekte von Schneewittchen integrierte. Auch dieses Buch hatte mir als historischer Roman gut gefallen.
Doch "Bruderliebe" ist für mich in Hinsicht auf eine Märchenadaption ohne Phantasieelemente noch sehr viel gelungener. 200 Jahre nach Veröffentlichung der Märchen durch die Brüder Grimm fragt man sich oft, wie viel Wahrheit denn in diesen Märchen steckt und was vielleicht das Körnchen Wahrheit ist, das zu diesen Geschichten geführt hat. "Bruderliebe" ist so eine Idee, die alle wesentlichen Schlüsselszenen aufgreift, aber in die Realität einer Adelsfamilie zum Ende des 19. Jahrhunderts transportiert. Theresia ist eine Rapunzel ohne Zauberhaare, aber in einem Turm. Ihr Prinz ist bürgerlich, aber mit der Tugend eines Prinz. Die Nebenfiguren sind liebevoll gezeichnet und bilden den perfekten Rahmen der Geschichte und dem Thema Übergang zur Moderne. Die böse Stiefmutter kommt natürlich auch hier vor, aber im Gegensatz zu Grimms Märchen erhält man hier doch zumindest eine Ahnung davon, warum sie so handelt.
Ich habe mit Rapunzel und ihrem Prinzen mitgefiebert, war versucht an den Nägeln zu knabbern, wenn es doch nicht so kam wie ich es wollte und hätte den "Bösen" doch gerne persönlich gezeigt was ich von ihnen halte. Eben alles genau so, wie ich es mir von diesem historischen Roman erhofft hatte. "Bruderliebe" kann ich daher allen Lesern empfehlen, die Märchenadaptionen (ohne Märchenfiguren) mögen und die auch gerne in vergangene Zeiten abtauchen und dies am liebsten in Verbindung mit einer Liebesgeschichte. Zwar ist dieses Buch nicht dick, aber ich habe jede Seite genossen.
So habe ich bewertet:

Und hier kann man das Buch kaufen: Stefanie Heindorf/Kathrin Lange: Bruderliebe

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