Dienstag, 3. Dezember 2013

John Boyne: Der freundliche Mr Crippen




London im Jahr 1910:
Inspektor Walter Dew von Scotland Yard macht eine grausige Entdeckung im Keller eines Wohnhauses in dem er einen Mann zum Verschwinden seiner Frau befragen wollte. Unter den Steinplatten findet er verwesende Leichenteile. Im Rahmen einer Ermittlung sollte man mit solchen Entdeckungen rechnen, doch Dr. Crippen war für Inspektor Dew nicht verdächtig. Der freundliche und ruhige Crippen wirkte alles andere als wie ein blutrünstiger Mörder.
Crippen selber und seine Geliebte Ethel haben London überstürzt verlassen, das muss doch ein Schuleingeständnis sein.
Einige Wochen später legt die SS Montrose von Antwerpen aus ab in Richtung Kanada. An Bord befindet sich eine illustre Mischung erster Klasse Passagiere, von der allein reisenden zurückhaltenden Frau, zu einer schrillen Dame mit ihrer auf Männerfang befindlichen Tochter, bis zum Mann mittleren Alters mit seinem 17jährigen Sohn oder einem jugendlichen Kriminellen in Begleitung seines Vormunds ist alles vertreten.
Doch wo ist der Zusammenhang zum Fall Dr. Crippen?

"Der freundliche Mr Crippen" ist also das neueste Buch von Autor John Boyne - zumindest dachte ich das. Tatsächlich stammt dieses Buch jedoch bereits aus dem Jahr 2004 und wurde lediglich jetzt erst auf Deutsch veröffentlicht. So ist das eben, wenn sich ein Autor mit späteren Werken als erfolgreich erwiesen hat, dann finden auch die Erstlingswerke einen späten Wegs in die Übersetzung und zum Kunden.
Mir hat auch dieses Buch gefallen, aber im Vergleich zu anderen Büchern des Autors wie z.B. "Das späte Geständnis des Tristan Sadler" oder "Das Haus zur besonderen Verwendung" ist es eben doch etwas schwächer.
Inhaltlich kann es mich nicht so sehr überzeugen, wobei es vom Stil her jedoch wieder etwas Besonderes darstellt. Als Vorlage und Inspiration für den Roman diente hier eine echte Mordermittlung aus dem Jahr 1910, die in mehrfacher Hinsicht Aufsehen zu dieser Zeit erregt hat. Gut wiedergegeben fand ich daher auch die Transatlantikreise von Antwerpen nach Kanada inklusive der Figuren an Bord, die zwar leicht überzeichnet wirkten, dadurch jedoch auch besonders bildhaft und lebendig.
Der zweite Erzählstrang beschäftigt sich mit der Person des Dr. Crippen, seinem Werdegang, seiner Ehe und dem Mord an seiner Frau. Im Rückblick kann mich auch dies überzeugen, aber zwischenzeitlich hatte ich doch den Eindruck, dass sich der Autor hier zu sehr auf eine Seite schlägt und mir so Figuren schmackhaft gemacht werden sollen, die ich als Leser aber gar nicht so sehen will.
In dieser Hinsicht bin ich daher ein wenig unschlüssig was den Roman betrifft.
Sehr gut beherrscht hier der Autor jedoch die beiden Geschichten schlussendlich miteinander zu verweben und Klarheit ins Dunkel zu bringen. Da habe ich dann auch den späteren John Boyne wiedererkannt.
Insgesamt gesehen muss ich leider davor warnen an "Der freundliche Mr Crippen" mit der Erwartungshaltung heranzugehen, die die späteren Bücher des Autors zwangsläufig wecken. Für sich gesehen hat mich dieses Buch jedoch gut unterhalten und ich kann es daher an alle Leser empfehlen die Geschichte mögen, die auf wahren Tatsachen beruhen, jedoch auf eine eigene Weise als Roman umgesetzt wurden.

So habe ich bewertet:


Und hier kann man das Buch kaufen: John Boyne: Der freundliche Mr Crippen

Weitere Informationen zum Buch und zum Autor finden sich auf der Homepage des Arche Verlages.

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