Inhaltsangabe des Verlages
Marlene hat die Vertreibung aus der Heimat nach dem Krieg längst hinter
sich gelassen. Vor mehr als siebzig Jahren begann sie mit ihrer Mutter
Eva am Bodensee ein neues Leben. Eine florierende Schnapsbrennerei, die
die Früchte der Region verarbeitet, ist ihr ganzer Stolz. Erst als ihre
Nichte Nane kurz nach Evas Beerdigung die Aufzeichnungen der Großmutter
liest, bricht die Vergangenheit ohne Vorwarnung herein. Und ein lang
gehütetes Geheimnis kommt zutage …
"Marlenes Geheimnis" von Autorin Brigitte Riebe widmet sich
hauptsächlich der Zeit des Nationalsozialismus ab ca. 1942 bis nach
Kriegsende und wird in Form von schriftlichen Hinterlassenschaften von
Eva Auberlin an ihre Enkelin Nane aufbereitet.
Die namensgebende Marlene tritt hierbei nicht als Erzählerin auf,
sondern ist Bestandteil der Erzählung in der Vergangenheit und einzige
aus dieser Zeit noch lebende Figur in der Gegenwart. Ich persönlich fand
den Titel nicht gut gewählt, denn so ist dem Leser direkt klar, bei wem
hier ein Geheimnis zu suchen ist und die Zusammenhänge können schon
lange vor der eigentlichen Auflösung hergeleitet werden. Ich hätte daher
ein neutraleren Titel in der Art von "Evas Erinnerungen" oder "Das
tschechische Geheimnis" für besser befunden.
Mir hat der Teil in der Vergangenheit ausgesprochen gut gefallen, was
besonders an der Figur der Eva liegt, die von Kindheit an begleitet wird
und mit der man so sehr vertraut wird.
Den Anteil in der Gegenwart fand ich nicht ganz so gelungen, was
hauptsächlich an den Figuren liegt. Marlene fand ich nur unzureichend
beschrieben und irgendwie wird dies ihr nicht gerecht. Es gibt so viele
andere Personen die sie mögen und schätzen, aber leider geht das aus den
Szenen mit ihr überhaupt nicht hervor, im Gegenteil wirkt sie eher
verschroben und unnahbar.
Ebenfalls nicht warm wurde ich mit Christiane Auberlin, genannt Nane,
die in der Gegenwart die Hauptfigur ist und die auf die Reise in den Ort
des Familienbetriebes begleitet wird. Hier wurde versucht das aktuell
sehr angesagte Thema „burn out“ unterzubringen, was ich nur als
misslungen bezeichnen kann. Einerseits betont Nane sich selber gegenüber
immer wieder wie krank sie doch wäre und das sie dies erzählen müsste,
aber andererseits hat sie nur eine Woche Urlaub genommen und scheint
sich nicht mal in ärztlicher Behandlung zu befinden. Das fand ich nicht
glaubhaft und auch nicht denen gegenüber fair, die ebenfalls damit
kämpfen ernst genommen zu werden mit ihrer Erkrankung.
"Marlenes Geheimnis" widmet sich einem Kapitel der Geschichte, das auch
gut zur heutigen Zeit passt. Denn nach Kriegsende waren die Deutschen
und alle die auch nur entfernt damit zu tun hatten alles andere als
gerne gesehen und so kam es zu großflächiger Vertreibung und
Flüchtlingsströmen von Ost nach West die wenig gastlich willkommen
geheißen wurden. Es wird auch ein sehr dunkles Kapitel der
Kriegsgeschichte aufgegriffen und weitestgehend historisch korrekt
wieder gegeben, der Rest ist dann der künstlerischen Freiheit
geschuldet, aber wen die Details interessieren, der kann die Ortsnamen
einfach mal nachschlagen. Nett wäre es natürlich gewesen, wenn die
Autorin in einem Nachwort selber zu den historischen Fakten und der
literarischen Fiktion Auskunft gegeben hätte, denn gerade bei
historischen Romanen ist mir dies immer sehr wichtig.
Insgesamt gesehen fand ich "Marlenes Geheimnis" interessant, aber wenig überraschend.
So habe ich bewertet:
Und hier kann man das Buch kaufen: Brigitte Riebe: Marlenes Geheimnis
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