Mittwoch, 28. September 2016

KW39/2016 - Der Menschenrechtsfall der Woche - Genaro Rincon

Diese Woche möchte ich Euch auf Genaro Rincon aufmerksam machen:
 Karte Dominikanische Republik: © Amnesty International

Am 25. September gegen 20:30 Uhr wurde der Menschenrechtsverteidiger Genaro Rincon in Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, verbal und körperlich angegriffen. In jüngster Zeit berichteten mehrere Menschenrechtsverteidiger_innen, die sich, ebenso wie Genaro Rincon, gegen Staatenlosigkeit in der Dominikanischen Republik einsetzen, von Drohungen, Einschüchterung und Beleidigungen im Zusammenhang mit ihrer Arbeit.
Am 25. September verließ Genaro Rincon sein Büro im Viertel Zona Colonial und ging zu einer nahegelegenen Bushaltestelle, um zu seinem Wohnort Santo Domingo Este zu fahren. Gegenüber Amnesty International sagte Genaro Rincon, dass ein Mann ihn auffällig beobachtete, während er auf den Bus wartete. Gegen 20:15 Uhr stieg Genaro Rincon in den Bus ein. Der Mann, den er zuvor gesehen hatte, saß vor ihm und begann nach wenigen Minuten Genaro Rincon zu beschimpfen. Mehrfach schrie er: "Die haitianische Rasse ist die schlimmste der Welt!" Später nahm der Mann sein Mobiltelefon und sagte: "Ja, ich bin bei ihm". Dann wandte er sich mit der Aussage "Du bist einer von diesen Verteidigern" an Genaro Rincon und versuchte, diesen ins Gesicht zu schlagen.
Der Busfahrer bat beide Männer, den Bus zu verlassen. Genaro Rincon versuchte sich zu weigern, als ein zweiter Mann sich plötzlich von hinten näherte und ihn auf die Straße stieß. Während Genaro Rincon am Boden lag, warf einer der beiden Angreifer einen Zementblock auf ihn, der ihn an Kopf und Brust traf. Genaro Rincon konnte sich wehren, indem er einem der beiden Männer mit einem Stift ins Auge stach. In diesem Moment schrie ein Passant "Er ist bewaffnet!", um die Angreifer abzulenken. Dies ermöglichte Genaro Rincon, wegzurennen und in einer nahegelegenen Tankstelle um Hilfe zu bitten. Die Angestellten der Tankstelle riefen einen Krankenwagen, der Genaro Rincon in ein Krankenhaus brachte. Die Ärzt_innen stellten eine schwere Kopfverletzung sowie Verletzungen an den Lippen, der Brust, den Beinen und Füßen fest.
Der Angriff erfolgte wenige Tage nach öffentlichen Gedenkveranstaltungen anlässlich eines Urteils des Verfassungsgerichts aus dem Jahr 2013, über die in den nationalen Medien ausführlich berichtet wurde. Das Urteil hatte dazu geführt, dass Zehntausende Dominikaner_innen haitianischer Abstammung zu Staatenlosen geworden waren. Genaro Rincon war ein Rechtsbeistand in diesem symbolischen Fall. Seit den Gedenkveranstaltungen haben Bedrohungen, Einschüchterung und Beleidigungen in sozialen Medien gegen Menschenrechtsverteidiger_innen, die mit diesem Fall arbeiten, zugenommen. Mindestens zwei Menschenrechtsverteidiger, darunter Genaro Rincon, haben in den vergangen zwei Wochen berichtet, dass sie von unbekannten Autos verfolgt worden waren. 


Es gibt eine Urgent Action, die sich für Genaro Rincon einsetzt.

Schreibt eine E-Mail an: info(at)pgr.gob.do, info(at)embajadadominicana.de

Betreff: Genaro Rincon

Text:
Sehr geehrter Herr Staatsanwalt, 

mit grosser Sorge habe ich erfahren, dass der Menschenrechtsverteidiger Genaro Rincon in Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik,  am 25. September verbal und koerperlich angegriffen wurde.
Leiten Sie bitte unverzueglich eine unabhaengige und sorgfaeltige Untersuchung des Angriffs gegen Genaro Rincon ein. Veroeffentlichen Sie die Ergebnisse und bringen Sie die Verantwortlichen für die Planung und Durchfuehrung vor Gericht. Ergreifen Sie bitte Massnahmen, um Genaro Rincon sowie alle anderen dominikanischen Menschenrechtsverteidiger_innen, die sich gegen Staatenlosigkeit einsetzen, effektiv und gemaess ihren Wuenschen, zu schuetzen. Ich moechte Sie daran erinnern, dass Sie nach der UN-Erklaerung zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern aus dem Jahr 1998 dazu verpflichtet sind, diese zu schuetzen. Ich bitte Sie, Rassismus, anti-haitianische Rhetorik und alle Formen der Diskriminierung oeffentlich zu verurteilen und die Verwendung von stigmatisierender Sprache gegen Menschenrechtsverteidiger_innen, die sich für das Recht auf Staatsangehoerigkeit einsetzen, zu unterbinden.
 
Mit freundlichen Gruessen
(Dein Name)


Ihr könnt Euch auf der Homepage von Amnesty International Deutschland noch genauer zur Urgent Action informieren: Aktivist angegriffen

Weitere Informationen zu meiner Aktion und den Erfolgen von Amnesty International findet ihr auf der Seite Sehen, Hinsehen, Handeln! meines Blogs.




"Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."
(Quelle: Amnesty International)


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