Dienstag, 13. August 2013

Federica de Cesco: Tochter des Windes




Nach einer gescheiterten Ehe sucht Rainer, ein Dozent für Kunstgeschichte aus Hamburg, Ablenkung bei einer Urlaubsreise nach Prag. In der goldenen Stadt begegnet er zufällig Mia Koga, einer Architektin aus Tokio, die in Prag die berühmten Bauwerke erkundet und die Heimatstadt eines ihrer Idole kennenlernen will.
Schon nach kurzer Zeit verspüren Rainer und Mia eine tiefe Verbundenheit und als nach einigen Tagen die Trennung ansteht, ist klar, dass dies nicht ihre letzte Begegnung sein wird. Mia ist nicht bereit ihr erfolgreiches Leben in Japan aufzugeben und so ist es Rainer der sich entschließt ein neues Wagnis einzugehen und Mia nach Japan zu folgen. Rainer stürzt sich voller Eifer in die Veränderung und lernt nicht nur das Land kennen, sondern erlebt mit allen Sinnen ...

Ich habe schon viele Bücher von Autorin Federica de Cesco gelesen. "Tochter des Windes" ist nicht das erste Buch das in Japan spielt, aber es ist das einzige an das ich mich erinnern kann, dessen Erzählerin keine Frau ist. Erzählt wird hier aus der Perspektive des Deutschen Rainer, der im Jahr 2010 Mia kennenlernt und beschließt sein altes Leben zugunsten eines Neuanfangs in Japan aufzugeben.
Diese Sichtweise fand ich interessant und gut geschrieben, so dass mich Federica de Cesco damit nicht enttäuscht hat. Aber dennoch ist die Autorin hinter meinen Erwartungen zurück geblieben, da ich bisher auch ihre differenzierte Auseinandersetzung mit Kulturen, Religionen und anderen wichtigen Themen geschätzt habe.
Davon ist in "Tochter des Windes" jedoch leider nichts zu spüren. Der Roman glorifiziert die japanische Lebensweise und selbst bekannte negative Aspekte wie die Stellung der Frau in der japanischen Arbeitswelt, das Begrapschen in der U-Bahn und die lange Junggesellenzeit mit den Love-Hotels werden noch positiv dargestellt oder verharmlos. Auf andere Themen wird gar nicht erst eingegangen und ein Ereignis das weltweit für Entsetzen gesorgt hat, ebenfalls nur positiv dargestellt. Dazu wird oft betont wie frei man in Japan leben könnte, da ja alles als "Privatsache" angesehen wird. Da ich Bekannte habe, die in Japan gelebt haben, weiß ich, dass das Leben gerade für Frauen dort leider nicht so einfach ist.
Meine Kritik beziehe ich allerdings nur auf das moderne Japan, denn der historische Anteil ist wiederum sehr anschaulich und detailliert beschrieben. Auch was den kulturellen Hintergrund betrifft, fühlte ich mich hier gut informiert und Einzelheiten wie das Haus der Familie Koga waren ganz besondere Lichtblicke.
Auch die Liebesgeschichte hat mir gefallen, wobei Rainer und Mia ein recht gegensätzliches Paar bilden. Aber insgesamt gesehen hat mich dies mit der Geschichte die Mias 108jährige Tante Azai zu erzählen hat doch sehr versöhnt, so dass ich "Tochter des Windes" an alle Leser (diesmal ausdrücklich auch männliche!) empfehlen kann, die sich für ungewöhnliche Liebesgeschichten und japanische Geschichte interessieren.

So habe ich bewertet:


Und hier kann man das Buch kaufen:  Federica de Cesco: Tochter des Windes

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