Mein Buchtipp der Woche ist diesmal ein historischer Roman, in dem das Märchen von Rapunzel adaptiert wurde. Das Buch heißt "Bruderliebe" und wurde von den beiden Autorinnen Stefanie Heindorf und Kathrin Lange gemeinsam geschrieben.
Inhaltsangabe zu "Bruderliebe":
Hessen, Ende des 19. Jahrhunderts.
Die 18jährige Theresia wächst sehr
behütet unter der Obhut ihrer Stiefmutter auf. Nach dem Tod ihrer
Mutter hat Theresias Vater Baron von Rotenburg wieder geheiratet.
Doch durch diese Fürsorge kennt Theresia die Welt außerhalb des
väterlichen Anwesens nicht. Stattdessen verbringt Theresia ihre Zeit
nur mit ihren Eltern, ihrer Zofe und in ihrem Turmzimmer, das sie
sich hergerichtet hat. Als ihr nun erstmals erlaubt wird, die
Karfreitagsmesse zu besuchen, hat Theresia die Gelegenheit auch die
anderen jungen Leute der Umgebung zu treffen und verliebt sich auf
den ersten Blick in Sebastian. Aber ihre Stiefmutter wird niemals
erlauben, dass sie ihn wiedersieht...
Warum ich dieses Buch empfehlen kann:
Die Reihe "Die grüne Fee" des
Dryas Verlages widmet sich dem 19. Jahrhundert und dem Übergang zur
Moderne. In "Bruderliebe" haben die Autorinnen Stefanie Heindorf
und Kathrin Lange dies zusätzlich mit einer Adaption des Märchens
Rapunzel verbunden.
Ich habe aus dieser Reihe zuvor schon "Winterkind" von Lilach Mer gelesen, das Aspekte von
Schneewittchen integrierte. Auch dieses Buch hatte mir als
historischer Roman gut gefallen.
Doch "Bruderliebe" ist für mich in
Hinsicht auf eine Märchenadaption ohne Phantasieelemente noch sehr
viel gelungener. 200 Jahre nach Veröffentlichung der Märchen durch
die Brüder Grimm fragt man sich oft, wie viel Wahrheit denn in
diesen Märchen steckt und was vielleicht das Körnchen Wahrheit ist,
das zu diesen Geschichten geführt hat. "Bruderliebe" ist so eine
Idee, die alle wesentlichen Schlüsselszenen aufgreift, aber in die
Realität einer Adelsfamilie zum Ende des 19. Jahrhunderts
transportiert. Theresia ist eine Rapunzel ohne Zauberhaare, aber in
einem Turm. Ihr Prinz ist bürgerlich, aber mit der Tugend eines
Prinz. Die Nebenfiguren sind liebevoll gezeichnet und bilden den
perfekten Rahmen der Geschichte und dem Thema Übergang zur Moderne.
Die böse Stiefmutter kommt natürlich auch hier vor, aber im
Gegensatz zu Grimms Märchen erhält man hier doch zumindest eine
Ahnung davon, warum sie so handelt.
Ich habe mit Rapunzel und ihrem Prinzen
mitgefiebert, war versucht an den Nägeln zu knabbern, wenn es doch
nicht so kam wie ich es wollte und hätte den "Bösen" doch gerne
persönlich gezeigt was ich von ihnen halte. Eben alles genau so, wie
ich es mir von diesem historischen Roman erhofft hatte. "Bruderliebe"
kann ich daher allen Lesern empfehlen, die Märchenadaptionen (ohne
Märchenfiguren) mögen und die auch gerne in vergangene Zeiten
abtauchen und dies am liebsten in Verbindung mit einer
Liebesgeschichte. Zwar ist dieses Buch nicht dick, aber ich habe jede
Seite genossen.
Weitere Informationen zum Buch, den Autorinnen und der Reihe finden sich auf der Homepage des Dryas Verlages.
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