Mittwoch, 22. Mai 2013

Claire Winter: Die Schwestern von Sherwood


Berlin, 1948:
Nach dem Krieg hält langsam wieder das normale Leben Einzug in Berlin. Melinda Leewald hält sich mit Übersetzungsjobs über Wasser, aber eigentlich ist es ihr Traum als Journalistin zu arbeiten. Als Tochter einer Engländerin ist sie zweisprachig aufgewachsen. Als sie eines Tages ein anonymes Paket erhält in dem Briefe in englischer Sprache und Landschaftsbilder aus England sind, hat sie daher sofort den Verdacht, dass dies mit ihrer Großmutter zusammenhängen muss, die als junge Frau nach Deutschland kam. Als sich für Melinda die Gelegenheit bietet nach London zu reisen, nutzt sie diese Chance sofort.
England, Ende des 19. Jahrhunderts:
Die Schwestern Amalia und Cathleen Sherwood wachsen mit allen Annehmlichkeiten auf. Nachdem sich ihre Eltern finanziellen Wohlstand erarbeitet haben, sollen nun die Töchter auch die Akzeptanz in der höheren Gesellschaft finden. Doch als Amalia an Scharlach erkrankt und als Folge daraus ihr Gehör verliert, ändert sich alles. Ein taubes Kind ist eine Schande für die ganze Familie und sich sprachlich nicht artikulieren zu können, wird mit Geistesschwäche gleichgesetzt. Amalia ist der ihr vorbestimmte Weg nun für immer verwehrt, doch es gibt weiterhin Menschen, die hinter die Fassade sehen.

Mich hat die Geschichte rund um "Die Schwestern von Sherwood" von Autorin Claire Winter sehr beeindruckt. Ich mag generell Bücher sehr gerne, die aus mehreren Perspektiven und von unterschiedlichen Generationen erzählt werden. Mit Melinda und Amalia sind die Hauptfiguren zwei sehr starke Frauen, die auf der Suche nach ihrem Weg im Leben sind und diesen unbeeindruckt von Vorurteilen und Konventionen gehen wollen. Mir war nicht bewusst, wie schlecht gehörlose Menschen im 19. Jahrhundert behandelt wurden, wie ihnen jegliche Intelligenz abgesprochen wurde und Gebärden als "Gefuchtel von Wilden" ansehen wurde. Mich hat daher besonders Amalias Lebensweg interessiert und gefesselt. Aber auch Melindas Geschichte finde ich gut integriert und auf andere Art interessant. Als Figur selber kann sie mich nicht ganz so überzeugen wie Amalia, aber das liegt eher an meiner enormen Sympathie Amalia gegenüber, als einer Antipathie gegenüber Melinda.
Auch wenn die Autorin Claire Winter es nicht direkt anspricht, so wird doch aus den Erzählsträngen klar, wie sehr sich gerade das Leben der Frauen zwischen 1895 und 1948 verändert hat. Diese Gegenüberstellung fand ich besonders ansprechend und eher ungewöhnlich im Vergleich zu anderen Büchern dieses Genre, die meistens eine Perspektive in der Gegenwart verankern.
Ich würde mich freuen, von dieser Autorin bald mehr zu lesen, denn ihren Schreibstil empfinde ich als sehr angenehm.
Empfehlen kann ich "Die Schwestern von Sherwood" insbesondere an Leser, die generationenübergreifende Romane mögen und an der deutsch-englischen Vergangenheit interessiert sind.

So habe ich bewertet:


Und hier kann man das Buch kaufen: Claire Winter: Die Schwestern von Sherwood

Weitere Informationen zu Autorin und Buch finden sich auf der Homepage des Diana Verlages. Hier gibt es auch eine Leseprobe.

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