Mittwoch, 28. November 2012

Tanja Pleva: Gottesopfer

Bewertung: *****

Sam O'Connor arbeitet bei der Mordkommission von Europol und wird zu einem Fall nach Rom gerufen. Ereignisse dort scheinen in direktem Zusammenhang zu einem früheren Fall in Hamburg zu stehen. In beiden Fällen wurden Frauen verbrannt. Immer mehr Verbindungen zu alten Fällen werden aufgedeckt und die ermordeten Frauen haben eins gemeinsam: die Teilnahme an einer spirituellen Sitzung. Die Spur führt nach Hamburg, zu einer Kirche und Pater Dominik. Dabei läuft Sam O'Connor immer wieder die junge Lina über den Weg. Ist auch sie in die Ereignisse verwickelt? Eine neue Tat steht kurz bevor und Pater Dominik hat etwas zu verbergen ...

"Gottesopfer" hat meiner Meinung nach echtes Potenzial zu einem Pageturner. Die Geschichte ist spannend, die Ereignisse interessant, die Figuren ausbaufähig und der Plot meistens schlüssig. Das alles scheiterte für mich jedoch an einem entscheidenden Faktor: Die Autorin.
Selten zuvor habe ich einen so hölzernen Stil erlebt. Beim lesen hatte ich ständig den Eindruck, dass es "hakt" und einfach nicht flüssig ist. Man merkt, dass Tanja Pleva noch nicht viel Erfahrung mit dem Schreiben hat und auch wenn es ihr an Ideen nicht mangelt, stellte mich das lesen dieses recht dünnen Buches doch vor eine Herausforderung der zäheren Art.
Hier ein Zitat von Seite 188:
"Würde er überhaupt jemals Zeit für eine Beziehung haben? Konnte oder wollte er sich tatsächlich auf einen anderen Menschen einlassen, vielleicht sogar sein ganzes Leben mit ihm verbringen? Er glaubte nicht. Aber er wusste auch, dass das Schicksal oft verschlungene Wege ging und so einige Überraschungen bereit hielt. Was heute noch zählte, war morgen schon wieder unwichtig."
Auch die Realitätsnähe ließ zu wünschen übrig. Zwar kenne ich mich nicht aus mit den Abläufen bei Europol, doch kann ich mir nicht vorstellen, dass es SO abläuft. Sam O'Connor ermittelt praktisch auf eigene Faust, muss keinem Vorgesetzten gegenüber Rechenschaft ablegen und jettet auch noch täglich von einem Ende Europas ans andere. Heute in Hamburg, morgen in Italien, dann (privat) auf nach Genf und über Amsterdam zurück nach Hamburg. Das alles nur, um vor Ort ein paar Unterlagen anzufordern und festzustellen, dass die Tatorte schon lange nicht mehr als solche zu erkennen sind.
Bei den Figuren liegt das Hauptaugenmerk ganz eindeutig auf Sam O'Connor. Die Nebenfiguren wurden nicht sonderlich ausgebaut oder sterben schon in diesem ersten Band der geplanten Reihe. Einerseits ist das natürlich gut dafür geeignet, die Tiefgründigkeit und Verletzlichkeit der Hauptfigur zu untermalen, stellte für mich aber nicht unbedingt das geeignete Mittel dar. Besser hätte ich es gefunden, wenn Tanja Pleva hier für ein wenig mehr Ausgewogenheit bei den Charakteren gesorgt hätte. Insbesondere auch, weil sie schon am zweiten Teil der Reihe schreibt.
Unabhängig von diesen Kritikpunkten, hat mich das Buch jedoch gut unterhalten. Die eingestreuten Kapitel aus der Vergangenheit machten mich neugierig und die Verbindung zum Hexenhammer fand ich sehr interessant. Wenn Frau Pleva ihren Stil bis zum nächsten Band etwas flüssiger gestaltet, bin ich auch gerne bereit, ein weiteres Buch von ihr zu lesen.


Und hier kann man das Buch kaufen: Tanja Pleva: Gottesopfer

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