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Dienstag, 27. November 2012

Thomas Glavinic: Das Leben der Wünsche

Bewertung: *****

Jonas könnte glücklich sein. Wunschlos glücklich. Er ist verheiratet mit Helen, hat zwei Söhne namens Tom und Chris, einen Job der viel Freiraum lässt und eine Geliebte die seine sonstigen Bedürfnisse erfüllt.
Als er nun eines Tages auf einer Parkbank einen abgerissen wirkenden Mann trifft, der ihm die Erfüllung dreier Wünsche anbietet, hält Jonas das zunächst für einen Scherz.
Doch der Fremde lässt nicht nach und so wünscht sich Jonas schließlich die Erfüllung aller seiner Wünsche, was er für ziemlich clever hält.
Das Leben nimmt seinen Verlauf, doch so langsam treten kleine Veränderungen ein.
Jonas Aktien (eigentlich Fehlinvestitionen) haben unerwartete Zuwächse und sein kleiner Sohn, der bisher etwas zu kurz geraten war, legt ebenfalls einen Wachstumsschub hin.
So ganz wunschlos, kann Jonas also nicht sein.
Aber Schlimmes kann doch gar nicht passieren, denn Jonas ist doch ein guter Mensch, der sich niemals etwas wünschen würde, das anderen schadet, oder?


Eigentlich hat mir "Das Leben der Wünsche" ganz gut gefallen.
Aber man merkt schon, dass da so ein kleiner Zweifel in meiner Aussage ist.
Ich habe bei dem Buch etwas vermisst und ich kann nicht formulieren was es was. Ganz sicher spielt dabei eine große Rolle, dass ich das Ende einfach nicht verstanden habe. Meiner Meinung nach fehlte da noch ein Kapitel, das mir die Klärung und den "Aha-Effekt" bringt.
Geschrieben ist "Das Leben der Wünsche" aus Sicht eines Mannes und über das Leben eines Mannes. Als Einblick, wie denn Männer so ticken ist es also gar nicht schlecht.
Übertragbar ist die Geschichte aber in Ansätzen eigentlich auf jeden von uns.
Was wünschen wir uns ganz tief in uns drin, wovon wir niemals jemandem etwas sagen würden?
Würden wir das Angebot annehmen, dass alle unsere Wünsche erfüllt werden? Wie steht es mit den Konsequenzen auf das Leben unserer Mitmenschen? Würden wir nur die Vorteile sehen, oder vielleicht doch auch eine Art Reue für unseren Egoismus empfinden?
Für mich warf dieses Buch eine Reihe von Fragen auf. Für mich selber kann ich sie beantworten, aber die Hauptfigur Jonas ist mir weiterhin dubios.
"Das Leben der Wünsche" ist das erste Buch von Thomas Glavinic, das ich gelesen habe. Im Vorwort wird auf eine Verbindung zu einem anderen Buch von ihm hingewiesen. Vielleicht wird vieles klarer, wenn man auch dieses Buch kennt.
Nun, ich bin mir nicht sicher, ob ich mich noch einmal auf das Experiment "Thomas Glavinic" einlassen möchte. Empfehlen kann ich dieses Buch allen Freunden anspruchsvoller Literatur. Vielleicht auch etwas für Leser der Bücher von Jakob Hein.
Zwischen dem Titelcover und dem Buchinhalt konnte ich übrigens keine Verbindung feststellen.






Und hier kann man das Buch kaufen: Thomas Glavinic: Das Leben der Wünsche

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