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Dienstag, 27. November 2012

Roger Smith: Kap der Finsternis

Bewertung: *****

Der Amerikaner Jack Burn ist gemeinsam mit seiner Familie auf der Flucht. Mit seiner schwangeren Frau und seinem kleinen Sohn, hat es ihn nach Südafrika verschlagen. Zurückgezogen leben sie nun in Kapstadt, bis sie das Verbrechen einholt. Sie werden Opfer eines Überfalls und Jack tötet die Angreifer. Doch was noch viel schlimmer ist, ist die Angst der Entdeckung ihres Doppellebens unter falschem Namen. Nun droht alles aufzufliegen und Jacks wichtigster Anreiz ist es, sein neues Leben zu schützen. Doch Korruption und Verbrechen infiltrieren in Kapstadt nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Polizei. Der skrupellose Inspektor Rudi Barnard schreckt vor keiner Untat zurück um seine Privilegien zu schützen und so wird Jack mit einem harten Gegner konfrontiert. Doch es gibt auch noch Benny Mongrel, einen ehemaligen Gefängnisinsassen, der nun als Nachtwächter tätig ist, und das Verbrechen beobachten konnte.
Wird es Jack gelingen seine Vergangenheit weiter zu verbergen und seine Familie zu beschützen?

Leider war ich ein wenig enttäuscht von „Kap der Finsternis“. Nach dem überaus spannenden Beginn hatte ich mir einen rasanten Thriller versprochen. Diese Erwartungen wurden jedoch nicht ganz nach meinen Vorstellungen erfüllt.
Was mich hier sehr viel mehr beeindruckt hat, als die eigentlichen Thrillerelemente, ist das Bild das vom modernen Kapstadt gezeichnet wird.
Die Auswirkungen der Apartheid, die Dominanz des Verbrechens, die alltägliche Korruption und die Trostlosigkeit der Menschen. Das alles hoffe ich mehr im Bereich der Fiktion, als der Fakten ansiedeln zu können.
Es scheint jedoch eine traurige Realität zu sein, dass Kapstadt kein blühendes Paradies ist, und so ist der Titel „Kap der Finsternis“ in Teilen durchaus berechtigt.
Besonders erschütternd empfand ich die Figur des Polizeiinspektor Rudi Barnard, genannt Gatsby. Seine Sicht der Dinge, sein Glaube der ihm Rechtfertigung für alles lieferte und seine Abgestumpftheit sind das negativste Beispiel eines Gesetzeshüters, von dem ich je gelesen habe. Es ging sogar soweit, dass ich beim Lesen einen regelrechten Widerwillen entwickelte noch mehr von diesem Wesen und seinen Untaten zu erfahren. Die Kälte und beängstigen Realitätsnähe zu den tatsächlichen Zuständen in Südafrika haben bei mir erreicht, dass ich „Kap der Finsternis“ nicht mehr als Roman ansehen konnte, sondern die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion verschmolzen.
Das ist zwar ein durchaus angestrebtes Ziel von Autoren, jedoch kein Zustand, den ich beim lesen von Thrillern als erstrebenswert ansehe.
Wer damit gut zu recht kommt, wird hier jedoch einen Thriller mit ungewöhnlichem Potenzial zur Milieustudie erleben.
Der Schreibstil von Roger Smith mit wechselnden Perspektiven und unverfälschtem Vokabular hat mir jedenfalls gut gefallen.
Ich halte es für vorstellbar, dass der Autor noch eine Fortsetzung des Romans mit Jack Burn schreiben wird.


Und hier kann man das Buch kaufen: Roger Smith: Kap der Finsternis


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